Anschlagsserie in der afghanischen Hauptstadt Kabul.

Foto: AFP PHOTO / WAKIL KOHSAR

Kabul – Afghanische Sicherheitskräfte haben während elf Stunden langer Gefechte auf dem Gelände der internationalen Hilfsorganisation Care drei Angreifer getötet. Weitere sechs Menschen seien verletzt worden, meldete der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, am Dienstag. Demnach wurden 42 Menschen, unter ihnen zehn Ausländer, aus dem umkämpften Gebiet im Zentrum Kabuls gerettet.

Den ganzen Vormittag über waren in Kabul Schusswechsel und Explosionen zu hören. Fotos vom Angriffsort zeigen eine Straße mit einem metertiefen Krater, eine eingestürzte Mauer und geschwärzte Wände eines dreistöckigen Gebäudes mit herausgesprengten Fenstern. Die Angreifer hatten um 23.00 Uhr vor dem Haus im belebten Einkaufs- und Hotelviertel Shar-e Nau zunächst eine Autobombe gezündet. Laut Innenministerium kam dabei einer der Angreifer ums Leben. Bisher hat sich niemand zu der Attacke bekannt.

Geheimdienst als Ziel

Sicherheitskräfte sprachen in der Nacht zunächst von einem Angriff auf ein kleines Hotel. Care hat auf der einen Straßenseite Büros, auf der anderen ein Gästehaus für Mitarbeiter. Es war aber nicht unmittelbar klar, wo die Angreifer zuerst eingedrungen waren oder wo sie sich am Morgen verschanzt hatten. Der Sender Tolo TV berichtete, das eigentliche Ziel sei das benachbarte Büro des ehemaligen Chefs des Geheimdienstes NDS, Rahmatullah Nabil, gewesen.

Die normalerweise belebte Neustadt (Shar-e Nau) blieb am Morgen weiträumig abgesperrt. An jeder Straßenecke standen Sicherheitskräfte. Tausende Geschäfte blieben geschlossen. Die Wucht der Explosion hatte im ganzen Viertel Fensterscheiben zersplittern lassen. Der Anschlag erfolgte nur wenige Tage vor Beginn des islamischen Opferfestes kommendem Sonntag.

Seit mehr als 50 Jahren in Afghanistan

Care arbeitet mit Unterbrechungen seit 1961 in Afghanistan. Die Organisation konzentriert sich vor allem auf Bildungsprogramme für Mädchen. Andere Tätigkeitsfelder sind laut der Webseite der Organisation Frauenförderung, ländliche Entwicklung und Nothilfe.

Nur wenige Stunden vor dem nächtlichen Anschlag waren bei einem Doppelanschlag der radikalislamischen Taliban vor dem Verteidigungsministerium mindestens 35 Menschen getötet worden, unter ihnen fünf Sicherheitskräfte. Mehr als 100 Menschen, darunter Frauen und Kinder, seien verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Unter den Toten seien ein General und vier ranghohe Offiziere. Zuerst hatte ein Attentäter am Montagnachmittag seinen Sprengsatz gezündet. Als die Umstehenden dann den Opfern zu Hilfe eilten, sprengte sich ein zweiter Angreifer in die Luft. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. (APA, 6.9.2016)