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Ausschussvorsitzender Clemens Binninger bei einer Pressekonferenz.

Foto: APA/EPA/DANIEL NAUPOLD

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Fahndungsfoto: Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt (von links) in ihrem Wohnmobil.

Foto: REUTERS/Bundeskriminalamt/

Frankfurt am Main / München – Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses im Deutschen Bundestag in der Causa Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), Clemens Binninger, vermutet, dass der rechtsextremen Gruppe mehr Mitglieder als bisher bekannt angehört haben.

Er sei "zutiefst davon überzeugt", dass der NSU nicht nur aus drei Leuten bestanden habe, sagte Binninger der "Frankfurter Rundschau" vom Montag. Der CDU-Politiker und ehemalige Polizist ist auch überzeugt, dass es neben angeklagten Helfern und Unterstützern auch Mittäter gegeben hat.

Mögliche Mittäter

Er teile die Auffassung der Bundesanwaltschaft nicht, "dass alle 27 Straftaten – zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge, 15 Banküberfälle – nur von den beiden Männern begangenen wurden", sagte er. Es gebe eine "Reihe von Indizien", die darauf hindeuteten, "dass es Mittäter vor Ort gegeben hat, die geholfen oder ausgespäht haben".

So seien an keinem der 27 Tatorte und auch auf keiner der verwendeten Waffen Fingerabdrücke oder DNA-Spuren eines der Beschuldigten sichergestellt worden. Der CDU-Politiker sagte, er habe die Sorge, dass man sich sehr früh auf eine Hypothese festgelegt habe, "nämlich dass das drei Leute waren". Es habe aber einen sehr großen "potenziellen Unterstützerkreis" gegeben, der bis zu hundert Personen umfasse. Davon seien aber nur 19 DNA-Proben abgenommen worden, um diese mit Tatortspuren abzugleichen.

Zehn Morde

Dem NSU werden zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Morde zur Last gelegt: an neun türkisch- und griechischstämmigen Männern und einer Polizistin. Die Ermittler waren anfangs fälschlicherweise davon ausgegangen, dass Täter und Opfer aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität stammten.

Aufgeflogen war die rechtsextreme Gruppe erst nach dem Tod der beiden mutmaßlichen Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Jahr 2011. Das mutmaßliche dritte Mitglied Beate Zschäpe steht derzeit in München vor Gericht.

Ausschuss tagt am Donnerstag

Die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhl, verteidigte die Arbeit ihrer Beamten: Parallel zu der Hauptverhandlung vor dem Oberlandesgericht München gehe die Bundesanwaltschaft weiterhin allen Hinweisen und Spuren auf bisher unbekannte Mitglieder und Unterstützer oder bisher unentdeckt gebliebene Taten des NSU nach.

Am Donnerstag tritt der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags unter dem Vorsitz Binningers erstmals nach der Sommerpause zusammen. Als Zeugen sind die Vorgesetzten dreier im NSU-Komplex besonders umstrittener Spitzel (V-Leute) in der Neonaziszene geladen. Auch ein Ermittler des Bundeskriminalamts soll zu dessen Arbeit in dem Fall aussagen. (red, APA, AFP, 6.9.2016)