Serben und Muslime sind wie Hunde und Katzen", sagte der Präsident der Republika Srpska (RS), Radovan Karadzic, vor mehr als 20 Jahren. Sie könnten nicht zusammenleben. Bosnien-Herzegowina kommt auch deshalb nicht zur Ruhe, weil bis heute ein großer Teil der Bevölkerung diesen Staat ablehnt. Das ist natürlich kein Naturgesetz, so wie Karadzic dies vermittelte, sondern es ist das Resultat von völkisch-religiösem Nationalismus.

Im Landesteil Republika Srpska wird auch 21 Jahre nach dem Ende des Krieges tagein, tagaus Politik mit der Aussicht auf einen anderen Staat gemacht. Und das wirkt: Würde man in der RS eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit abhalten, so wären etwa 90 Prozent der Leute dort dafür. Letztlich ist dies auch das Ziel der Führung. Das jetzige Referendum über den Feiertag ist nur der Auftakt.

Der völkisch-religiöse Nationalismus war vor einem Vierteljahrhundert ein balkanisches Phänomen. Nun ist er wieder in ganz Europa angekommen. Für viele sind heute "die Muslime" "die anderen". Bosnien-Herzegowina ist schon lange in diesem Denken gefangen. Die derzeitige geopolitische Situation mit einer geschwächten EU und den konkurrierenden autoritären Systemen in Russland und in der Türkei destabilisiert das Land zusätzlich. Gerade weil die europäische Zukunft ungewiss ist, biedert sich die bosniakische Partei SDA an Erdogans AKP an, und in der Republika Srpska inszeniert man sich als Liebkind Russlands. (Adelheid Wölfl, 7.9.2016)