Durchatmen und nicht vergessen: Nicht nur der Bewerber wird geprüft, sondern auch umgekehrt. Alleine dieses Mantra kann schon einiges an Nervosität wegnehmen.

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Beschreiben Sie sich in drei Worten. Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen? Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Diese Fragen sind ein alter Hut bei Vorstellungsgesprächen, aber sie Repertoire der Recruiter und sorgen mitunter für Herzrasen. Den Mittelweg zwischen Ehrlichkeit und dem, was gehört werden will, zu finden, fällt nicht immer leicht. Und dann gibt es ja auch noch jene Fragen, die man nicht erwartet. Wird man eine schwierige Gleichung lösen müssen? Oder zu einem Rollenspiel eingeteilt? Kurzum: Die Bewerbungssituation sorgt für Stress und Nervosität.

Was im Körper passiert

Das ist per se nicht negativ und durchaus normal. Der Körper schüttet eine Menge Adrenalin aus, der Herzschlag beschleunigt sich und Energiereserven werden freigesetzt. Die Pupillen weiten sich und man wird aufnahmefähiger. Nimmt die Nervosität allerdings überhand, dann sorgt sie für eine zitternde Stimme, Stottern oder einen schweißnassen Händedruck. Die Konzentration auf die Fragen und das Gespräch fällt schwerer.

Ganz kann man die Nervosität natürlich nicht besiegen. Aber mit diesen – teilweise unkonventionellen – Strategien und Übungen kann sie zumindest auf ein gesundes Maß gebracht werden (ganz ohne "Seien Sie ganz Sie selbst):

  • Langsam sprechen

Oft wirkt sich die Nervosität auf das Sprechtempo aus: Betroffene sprechen dann meist zu schnell und holen zu wenig Luft. Um die Atmung und damit auch das Tempo in den Griff zu bekommen hilft diese Übung: Vor dem Gespräch langsam durch die Nase einatmen, drei Sekunden lang, dann wieder drei Sekunden durch die Nase ausatmen. Insgesamt drei Mal wiederholen. In diesen 18 Sekunden sollte sich die Herzfrequenz schon merklich verlangsamt haben und das Sprechen sollte dadurch leichter fallen.

  • Muskeln anspannen

Die Finger zittern, das Gespräch kann jede Minute beginnen. Keine gute Idee wäre es, die Hände einfach zu verschränken oder sie hinter dem Rücken zu positionieren; Gegen die Zitterpartie hilft es die Muskeln anzuspannen: Presst man die Muskulatur im Gesäß und in den Schenkeln zusammen, hört das Zittern auf. Außerdem sorgt diese Übung automatisch auch für eine aufrechtere Position.

  • Zunge raus

Etwas unkonventionell auch der nächste Tipp, der gegen eine zittrige Stimme hilft: Den Mund so weit wie möglich öffnen und die Zunge dabei rausstrecken. Um den hinteren Teil des Rachens zu aktivieren nun "Alle meine Entchen" oder einen anderen Spruch nach Wahl vorsagen. Es empfiehlt sich natürlich diese Strategie anzuwenden, bevor man vor der Kommission sitzt.

  • Aufstehen

"Nehmen Sie doch kurz Platz, wir sind gleich so weit", wird man oft bei Bewerbungsgesprächen begrüßt. Wer zus tarker Nervosität neigt sollte dieses Angebote aber nicht annehmen. Wenn die Knie schlottern fällt das Aufstehen bekanntlich nicht leicht, kein guter Eindruck, wenn die Tür zum Besprechungsraum aufgeht.

  • Platz nehmen

Um sich in der heiklen Situation wohler zu fühlen, spielt die Sitzposition eine wichtige Rolle. Eine wichtige Regel lautet dabei: "Never trust the back of a chair." Obwohl es vielleicht gemütlich wäre sich zurückzulehnen, hinterlässt diese Position keinen guten Eindruck und mildert auch das Aufgeregtsein nicht. Lehnt man sich hingegen leicht nach vor, wirkt man gleich viel dynamischer und kann dieses Gefühl auch im eigenen Auftreten umsetzten.

  • Eigene Worte

Natürlich will man die zuvor recherchierten Infos im Gespräch auch unterbringen. Sich an den exakten Wortlaut halten zu wollen, kann aber schief gehen und für zusätzliche Nervosität sorgen. "Seien Sie einfach Sie selbst" – ein Tipp, der für genau so viel Nervosität sorgt. Aber: Dinge, in der eigenen Ausdrucksweise vorzutragen ist beispielsweise ein Baustein, um natürlich rüber zukommen. Deswegen lohnt es sich bereits bei der Recherche die Infos in die "eigene Sprache" zu übersetzen.

  • Nicht vergessen

Es lohnt sich außerdem, nicht zu vergessen, dass die Bewerbungssituation nicht einseitig ist: Nicht nur man selbst präsentiert sich als Kandidatin oder Kandidat, sondern auch das Unternehmen präsentiert sich. Das Vorstellungsgespräch dient auch dem Bewerber: Sind die Mitarbeiter hier sympathisch? Hält das Unternehmen, was es in der Anzeige verspricht? Können hier die eigenen Ziele erreicht werden? Aus mehreren Studien weiß man bereits, dass Bewerbungsprozesse nicht mehr den Charakter haben á la "Wir fordern, du tust." Im Gegenteil: Unternehmen sind offen für eigene Wünsche und Ideen, der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter zwingt sie dazu. (lhag, 12.9.2016)