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Auf kürzeren Wegen wird häufiger zu Fuß gegangen oder das Fahrrad genutzt, das Auto bleibt stehen, vermuten die Studienautoren.

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Die beliebte Spiel-App "Pokémon Go" führt bei den Spielern zu mehr Bewegung und stärkerem Zusammenhalt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie von Wirtschaftsinformatikern der Technischen Universität Braunschweig. Das Forschungsteam um Susanne Robra-Bissantz und Patrick Helmholz befragte 3.235 Pokémon-Go-Spieler online zu den Auswirkungen der Spiel-App in Hinblick auf ihre physische Aktivität und ihrer sozialen Zugehörigkeit."

Mehr die Hälfte der Teilnehmer spielt täglich zwischen 30 Minuten und zwei Stunden "Pokémon Go", rund 24 Prozent geben an, mehr als zwei Stunden täglich mit der Spiel-App zu verbringen. Dies wirke sich laut der Umfrage auch auf die Bewegung der Spieler aus. Etwa 60 Prozent geben an, dass sie durch das Spiel öfter draußen sind als vorher und ca. 55 Prozent behaupten, dass sie gelegentlich Umwege in Kauf nehmen, um spielrelevante Orte zu besuchen und so Vorteile im Spiel erreichen. Denn fest verankerte, ortsbezogene Spielelemente wie "Pokéstops" und Arenen sind das Ziel der Pokémonjäger.

"52 Prozent der Teilnehmer bestätigen, dass sie auf diese Weise auch ihr Wohnumfeld besser kennenlernen", erklärt Patrick Helmholz. Etwa 41 Prozent geben zudem an, bei der Gestaltung ihrer Fortbewegung die Spielauswirkungen mit einzubeziehen. "So wird vermutlich auf kürzeren Wegen häufiger zu Fuß gegangen oder das Fahrrad genutzt und das Auto stehen gelassen", ergänzt Michael Meyer.

Mehr Zusammenhalt

Bei Spielern, die täglich mehr als zwei Stunden mit "Pokémon Go" verbringen, zeigen die Ergebnisse zudem auch eine positive Beeinflussung der sozialen Zugehörigkeit. "Diese Spieler erleben durch "Pokémon Go" ein Gefühl der Zusammengehörigkeit oder lernen andere Spieler kennen und unterhalten sich mit ihnen über das Spiel", erläutert Felix Becker vom Forschungsteam. Über 60 Prozent der Vielspieler haben dadurch neue Menschen kennengelernt und tauschen sich mit ihnen über "Pokémon Go" aus. Über 40 Prozent geben zudem an, sich den anderen Spielern verbunden zu fühlen und Teil einer Gruppe zu sein.

So haben sich auch Orte etabliert, an denen sich besonders viele "Pokémontrainer" treffen und austauschen. "In Braunschweig sind beispielsweise an der Alten Waage oder auf der Rasenfläche des Löwenwalls fast rund um die Uhr Spieler aktiv", erklärt Patrick Helmholz. Linda Eckard vom Forschungsteam ergänzt: "Wenn Kinder plötzlich ihre Eltern fragen, ob sie nicht noch einen Spaziergang durch den Park machen können und nicht umgekehrt, dann hat sich doch schon etwas in unserer Gesellschaft geändert, zumindest für den Moment."

Auch die Uni Graz führt aktuell eine Längsschnittstudie zum Thema "Pokémon Go", Fitness und Wohlbefinden durch und sucht dafür noch interessierte Teilnehmer. (idw, red, 9.9.2016)