Elektroautos zum Ausborgen gibt es in Graz, Werfenweng und Hornstein: Überzeugende Resultate gibt es in keiner der drei Gemeinden.

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Nur einmal, und da nur eine kurze Strecke, sei er mit dem E-Auto gefahren, sagt Philipp Zoidl. Und das, obwohl er den BMW i3 gratis nutzen kann, sich im Grunde um nichts kümmern muss.

Philipp Zoidl ist Arzt am Grazer Landeskrankenhaus und wohnt nicht einmal zwei Kilometer von seiner Arbeitsstätte entfernt. Den Weg zwischen Kabinett und Klinik legt er meist mit dem Fahrrad zurück. Wie er auch den Großteil seiner Wege in und rund um Graz mit dem Bike erledigt.

Ein Auto hat er auch noch. Einen kompakten Familienvan. Obwohl er selbst sagt: "Ich brauche kein Auto." Aber wenn der 29-jährige Mediziner dann hin und wieder am Wochenende mit seiner Frau und der Tochter zu den Eltern nach Oberösterreich fährt, dann ist er doch froh, sein eigenes Auto zu haben. Denn "Carsharing-Autos sind am Wochenende am teuersten und noch dazu am schlechtesten verfügbar".

Auf das E-Auto in der Garage unter seiner Wohnung trifft das aber nicht zu. Der Bauträger ARE hat den Wagen dort vor einem Monat für die Hausgenossenschaft bereitgestellt. Die nächsten zwei Jahre lang können die Bewohner den Wagen gratis nutzen. Alles, was sie tun müssen, ist, sich zuvor über eine Homepage einzutragen. Dann gehört ihnen das Auto für die nächsten vier Stunden.

"Bis jetzt", sagt Philipp Zoidl, "war der Wagen, wann immer ich geschaut habe, frei." Ein Grund, warum der i3 kaum benutzt wird, liege wohl daran, meint der Arzt, dass noch nicht alle 33 Parteien im Haus eingezogen seien.

Projektort Werfenweng

An einen weitaus größeren Nutzerkreis richtet sich das Projekt Samo in Werfenweng. Samo steht für "Sanfte Mobilität" und startete, nach rund vier Jahren Vorarbeit, in der Wintersaison 1999/2000. Ziel war es, im Salzburger Tourismusort die Umwelt- und Lebensqualität zu verbessern. Erreichen wollte man das durch die Bereitstellung von unterschiedlichen E-Fahrzeugen – in einem ersten Anlauf allein für die Gäste, seit 2011 auch für die rund 1000 Einheimischen.

Heute umfasst der Samo-Fuhrpark an die 100 E- und Erdgas-Fahrzeuge sowie Fahrräder. Wer mit der Bahn anreist oder seinen Wagen am riesigen Parkplatz am Ortseingang stehen lässt und um zehn Euro eine Samo-Card löst, hat "kostenlosen" Zugriff auf den Samo-Fuhrpark.

Dieser umfasst, nur um nur ein paar Beispiele zu nennen, fünf Peugeot iON, einen E-Smart, fünf Renault Zoe, aber auch Spaßmobile wie Segways, einen Renault Twizy, Elektromopeds und E-Fahrräder sowie Tret-Gokarts im Offroad-Look für Kinder. Wer nicht selbst fahren will, der ruft sich das elektrisch angetriebene Ortstaxi Elois.

Den Strom für ihren Fuhrpark erzeugen die Werfenwenger zum Teil selbst, etwa mit einer Photovoltaikanlage bei der Ortseinfahrt.

Viel Strom wird auch im Burgenland erzeugt. Noch dazu aus erneuerbaren Quellen. Inzwischen wissen wir zwar, dass bei den meisten Menschen die Freude mit den Windrädern direkt proportional zur Entfernung steigt, für die Sinnhaftigkeit der E-Mobilität ist es aber von entscheidender Notwendigkeit, dass der Strom nachhaltig erzeugt wird. Im Burgenland wird mit den 224 Windkraftanlagen in den 16 Windparks mehr Strom erzeugt, als das Burgenland selbst braucht.

Es nimmt also nicht sonderlich wunder, dass Thomas Torda, Geschäftsführer der Energie Burgenland, ein Freund der E-Mobilität ist und den Markt stetig wachsen sieht. Darum startete "sein" Unternehmen ein Carsharing-Projekt, vorerst in sechs burgenländischen Gemeinden. Aber Torda sagt schon jetzt: "Wir glauben daran, dass sich die E-Mobilität durchsetzt. Es ist ein wachsender Markt. Mit dem Carsharing-Projekt möchten wir einen Grundstein für weiterführende Konzepte setzen".

Noch Luft nach oben

Aktuell baut Energie Burgenland den Fuhrpark mit Renault Zoe auf, "da diese durch ihre kurze Ladezeit am Carsharing Stützpunkt und durch den günstigen Anschaffungspreis überzeugt haben", erklärt Torda. In eineinhalb Stunden seien die Fahrzeuge an der Wallbox wieder aufgeladen.

Die Rückmeldungen der Nutzer der E-Mietwagen seien sehr positiv, sagt Torda, "da diese Autos eine breite Verwendbarkeit als Zweitautoersatz darstellen." Obwohl: Der Energiemanager gibt auch zu, dass es noch Luft nach oben gebe, was die Nutzung der Fahrzeuge angehe. Derzeit seien "je Gemeinde pro Auto rund zehn Interessenten registriert", aber die Zahlen verbesserten sich ständig und es gebe auch eine hohe Nachfrage seitens anderer Gemeinden.

Eine dieser Gemeinden ist Hornstein. "Unser Bürgermeister ist in Sachen erneuerbarer Energien sehr aktiv. Daher kam eine Testphase einer Kooperation mit Energie Burgenland zustande", erklärt Vizebürgermeister und Landtagsabgeordneter Christoph Wolf. An die 40 Personen nutzen die Möglichkeit zu einer Testfahrt, wobei die Gemeinde die Ladestromkosten übernahm und Energie Burgenland die Autos zur Verfügung stellte.

"Wir wollen mit solchen Initiativen das Bewusstsein für E-Mobilität wecken und zeigen, dass E-Cars für den Alltag mittlerweile sehr tauglich sind", sagt Wolf und spricht von einer langfristigen Vision, "Ladestationen, verknüpft mit Photovoltaikanlagen, als Bürgerbeteiligungen bereitzustellen". Der Politiker kann sich auch einen E-Ortsbus vorstellen.

In Hornstein könnte das auch funktionieren. Denn die kleine Gemeinde verfügt nicht nur über eine erstaunlich hohe Dichte an Mopedautos, sondern auch heute schon an E-Fahrzeugen.

Fehlersuche

Doch egal welches der Projekte man ansieht, die Vorzeigegemeinde Werfenweng, die seit inzwischen 16 Jahren an dem Thema Carsharing mit E-Autos dran ist, oder die sechs Projektgemeinden im Burgenland, oder den Versuch der ARE in Graz – der Durchbruch der E-Mobilität scheint noch keinem wirklich gelungen zu sein.

Preis und Verfügbarkeit scheiden derzeit als Hemmschuh aus. "Wenn der Wagen 50 Kilometer mehr Reichweite hätte", sagt Philipp Zoidl, "dann würde ich überlegen, mein Auto wegzugeben." Vielleicht können sich aber derzeit auch einfach noch zu wenige Menschen ein Leben ohne eigenes Auto vorstellen. (Guido Gluschitsch, 11.9.2016)