Angstzustände und Depressionen kommen bei älteren Menschen häufiger vor als das bislang vermutet wurde. Es braucht bessere und verlässlichere Wege, um zu eruieren, ob ein älterer Mensch an einer psychischen Erkrankung leidet, sagt die Psychologin Sylke Andreas von derAlpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Klagenfurt/Hamburg – Psychische Krankheiten dürften bei älteren Menschen häufiger auftreten als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die von Forschern aus Klagenfurt und Hamburg koordiniert wurde, teilte die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt am Dienstag mit.

Die gebräuchlichen Diagnoseverfahren sind den Experten zufolge für ältere Menschen eher ungeeignet, da sie häufig nicht mehr die dafür notwendige Konzentration bzw. Aufmerksamkeit aufbringen können. "Hinzu kommt, dass die Fragen in den bisherigen Diagnoseverfahren oft recht lang und kompliziert waren, was älteren Menschen Probleme bereitete", sagt Studienleiterin Sylke Andreas vom Institut für Psychologie der Alpen-Adria-Universität, die gemeinsam mit Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die Studie durchführte.

Insgesamt waren Wissenschafter aus sechs Nationen an der Untersuchung beteiligt. Sie entwickelten ein neues Diagnostikinstrument, das auf kurzen Sätzen und leicht verständlichen Fragen basiert. Mit diesem Erhebungsverfahren wurden 3.100 Menschen im Alter von 65 bis 85 Jahren in Spanien, Großbritannien, Deutschland, Italien, Israel und in der Schweiz befragt.

Angststörungen und Depressionen dominieren

Während bisherige Studien zu dem Schluss kamen, dass die Häufigkeit psychischer Erkrankungen im Alter sinkt, deutet die aktuelle Untersuchung in die entgegengesetzte Richtung: Bei einem Drittel der Befragten zeigte sich zum Zeitpunkt des Interviews eine psychische Erkrankung im vergangenen Jahr, bei einem Viertel der Befragten wurde eine aktuelle psychische Erkrankung diagnostiziert. Am häufigsten litten die Menschen an Angststörungen (17 Prozent) und Depressionen (14 Prozent).

Studienleiterin Andreas fordert nun bessere und verlässlichere Wege, um zu eruieren, ob ein älterer Mensch an einer psychischen Erkrankung leidet. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im "British Journal of Psychiatry" veröffentlicht. (APA, 13.9.2016)