Lukas Schubert hat sich bei den Candystripes von Derry City gut eingelebt. Neben dem Sport reizt ihn auch die nordirische Lebensart.

Foto: Kevin Moore/mci

Derbysieg: Derry City gewinnt mit 5:0 beim Finn Harps Football Club. Schubert holt zwei Elfmeter heraus und trifft in der 83. Minute zum 4:0.

Kevin McLaughlin

Wien/Derry – Wenn die Windhunde kommen, haben die Fußballer Pause. Jeden Montag hetzen die Greyhounds im Brandywell Stadium von Derry über den Rundkurs. Doch bei aller Liebe zu den kurzhaarigen Vierbeinern mit den langen Läufen: Hauptnutzer der in die Jahre gekommenen Sportstätte sind noch immer die Kicker von Derry City. "Das Interesse an den Hunderennen stirbt aus", sagt Lukas Schubert, "ich habe selbst noch keines gesehen". Seit Juli steht der 27-jährige Salzburger in der höchsten irischen Liga unter Vertrag, der Mittelfeldspieler hat sich bei City ohne Anlauf als Stammkraft etabliert und fühlt sich rundum wohl. Das war weiß Gott nicht immer so.

Rückblick auf 2012: Schubert feiert mit dem SV Grödig den Aufstieg in die Bundesliga. Nach fünf Einsätzen im Herbst und Schmerzen in der Brust lautet die Diagnose "Herzmuskelentzündung". Intensivstation, völlige Ruhe, an Sport nicht zu denken. "Ich hatte mit dem Fußball abgeschlossen." 21 Monate später folgt für die Grödiger Amateure das kaum noch für möglich gehaltene Comeback, 2016 rückt Schubert wieder in den Profikader auf. "Manchmal kam die Angst zurück, aber ich wollte es unbedingt noch einmal probieren. Ich liebe den Fußball."

Nordiren in der League of Ireland

Nun also Derry City. Ein in Salzburg lebender Ire hatte den Kontakt geknüpft. Aus einem Probetraining wurde ein Profivertrag. Derry ist ein Unikum im irischen Fußball, die Stadt liegt zwar in Nordirland, City nimmt aufgrund der politisch-religiösen Konflikte seit 1985 aber an der irischen Meisterschaft teil. Und dies mit Erfolg. Zwei Meistertitel und vier Pokalsiege stehen zu Buche. Nicht alle zwölf Mannschaften im Oberhaus pflegen die feine Klinge. "Es wird auch geschnalzt", sagt Schubert. Das Gefälle sei enorm, nur die Topmannschaften hätten in Österreich eine Chance. Über den Dingen steht derzeit Meister Dundalk, der Tabellenführer scheiterte erst im Playoff zur Champions League und fügte dem Tabellendritten Derry im Juli eine bittere 0:5-Heimniederlage zu.

Lieber erinnert sich Schubert an das Match beim Finn Harps Football Club, das Derby wurde im August mit 5:0 gewonnen. "Ich habe zwei Elfer herausgeholt und ein Tor geschossen. Die Fans haben uns wie Helden gefeiert." Mannschaftsklima und Lebensart haben es dem Profi angetan. "In Österreich gibt es viel Missgunst. Für manche Spieler ist es ein Erfolg, wenn ein Konkurrent schlecht spielt oder sich verletzt." Das Leben in Nordirland hat Schubert quasi die Augen geöffnet. "Vorher war mir nicht bewusst, wie kleinkariert es bei uns zugeht."

Die Tücken der Sprache

Die sprachliche Barriere hat Schubert schnell abgebaut. "Ich kam mit meinem Schulenglisch zum Verein, am Anfang hatte ich mit den verschiedenen Akzenten meine Probleme. Aber man lernt schnell." Ob auf dem Platz oder im Pub, "die Menschen kommen auf dich zu." Und man interessiert sich für Fußball. Die Nordiren strömen zwar nicht in Massen in die Stadien, bei Derry sind es im Schnitt 1700 Zuseher, trotzdem "steht die ganze Stadt hinter dem Klub."

Der Vertrag von Schubert läuft mit Ende der Meisterschaft im Dezember aus. Das Abenteuer Nordirland soll dann eine Fortsetzung finden. Mittlerweile steht mit dem Verteidiger Maximilian Karner ein zweiter Salzburger im Kader. Auch das ist nicht unangenehm. "Ich würde gerne bleiben, vor allem wenn wir einen internationalen Startplatz erreichen." Ob auch England ein Ziel sein könnte? "Natürlich, aber da sprechen wir von der dritten Liga abwärts." Schubert gibt sich keinen Illusionen hin: "Ich werde mit dem Fußball nicht aussorgen, das habe ich immer gewusst. Auch die Topklubs in Österreich sind für mich nicht erreichbar." Vielleicht geht sich doch noch ein Hunderennen aus. (Philip Bauer, 14.9.2016)