Das übermäßige Trinken alkoholischer Getränke steigert nicht nur das Risiko, an Krebs zu erkranken, sondern auch weitere Organe zu schädigen – vor allem die Leber, Bauchspeicheldrüse, Atemwege, den Magen-Darm-Trakt und das Nervensystem. Bewegung kann die Schattenseiten des Alkoholkonsums allerdings mindern, sagen australische und britische Forscher.

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Wer regelmäßig Alkohol in größeren Mengen trinkt, verkürzt seine Lebenserwartung. Denn hoher Alkoholkonsum steigert das Risiko für Herzinfarkt oder bestimmte Krebserkrankungen. Laut Daten des Gesundheitsministeriums ist in Österreich etwa jeder Zehnte im Laufe seines Lebens von Alkoholsucht betroffen. Die Lebenserwartung von Frauen sinkt dabei um durchschnittlich 20 Jahre, bei Männern um rund 17 Jahre.

Das durch übermäßigen Alkoholkonsum erhöhte Sterberisiko lässt sich allerdings wieder ausgleichen, schreiben Forscher der australischen University of Sydney und des britischen University College London im "British Journal of Sports Medicine". Ihr Rezept: mindestens 150 Minuten moderate sportliche Aktivität pro Woche.

Alkohol und Bewegung haben etwas gemeinsam

Die Wissenschafter vermuten, dass der Konsum von Alkohol und physische Aktivität gemeinsame biologische Übertragungswege nutzen. Der große Unterschied: Sie wirken in die jeweils entgegengesetzte Richtung. Die Autoren der aktuellen Studie wollten nun auf Grundlage dieser Annahme herausfinden, ob Bewegung den negativen Effekt von Alkohol ausgleichen und somit das Sterberisiko mindern kann.

Als Basis dienten die Daten von 36.370 Frauen und Männern im Alter ab 40 Jahren aus englischen und schottischen repräsentativen Gesundheitsumfragen von 1994 bis 2006. Dabei wurde der wöchentliche Alkoholkonsum der Probanden erhoben und dem jeweiligen Aktivitätsmuster gegenübergestellt.

Zusammenhang zwischen Alkohol und Sterberisiko

Das Ergebnis, unter Einbeziehung möglicher anderer Einflussfaktoren: Zwischen dem Konsum von Alkohol und allen krankheitsbezogenen Todesursachen besteht ein direkter Zusammenhang.

Je häufiger die Befragten pro Woche Alkohol tranken, desto höher war das Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch dann, wenn die Gesamtzufuhr innerhalb der maximal empfohlenen Menge lag. Wer nur gelegentlich Wein, Bier und Co frönte, hatte ein etwas niedrigeres Risiko, an einer schweren Krankheit oder Herzleiden zu sterben – mit Ausnahme von Krebs.

Bewegung kann Sterberisiko reduzieren

Wurde die Intensität körperlicher Bewegung miteinbezogen, zeigte sich: Wer das empfohlene Mindestmaß an Bewegung nicht erreichte, erhöhte damit – je nach Menge an wöchentlichem Alkoholkonsum – sein Risiko, frühzeitig zu versterben. Wer hingegen die minimal empfohlenen Bewegungseinheiten einhielt oder aktiver war, minderte dieses Risiko oder glich es sogar gänzlich aus. Allerdings: In der Beobachtungsstudie wurden weitere mögliche Einflussfaktoren wie Trinkmuster oder Ernährungsverhalten nicht berücksichtigt.

Das Fazit der Autoren: Körperliche Bewegung habe das Potenzial, die schädigenden Auswirkungen von Alkohol einzudämmen. Und das bereits ab dem empfohlenen Minimum von 150 Minuten pro Woche. "Unsere Ergebnisse liefern ein zusätzliches Argument dafür, dass physische Aktivität eine große Rolle bei der gesellschaftlichen Gesundheitsförderung spielt – auch bei einem ansonsten weniger gesunden Verhaltensmuster." (maka, 18.9.2016)