Kernergebnisse des Mixed-Leadership-Barometers von EY.

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Die meisten weiblichen Aufsichtsratsmitglieder finden sich aktuell in der Transport- und Logistikbranche (26 Prozent), gefolgt von der Finanzbranche (22 Prozent) und dem Energiesektor (20 Prozent).

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Von 196 Vorstandsmitgliedern der im Wiener Börse Index (WBI) notierten Unternehmen sind wie im vergangenen Jahr nur neun Frauen. Nur jedes zehnte Unternehmen hat überhaupt eine Frau im Vorstand, zeigt der aktuelle Mixed-Leadership-Barometer des Beratungsunternehmens EY.

Demnach stieg zwar der prozentuelle Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder in den 64 im Wiener Börse-Index (WBI) notierten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr – minimal von 4,5 Prozent auf 4,6 Prozent an. Dieser Zuwachs ist allerdings nicht auf eine größere Zahl von Frauen, sondern auf eine geringere Zahl an Vorstandsposten – vier fielen im vergangenen Jahr weg – zurückzuführen. Die Anzahl an Frauen in den Vorstandsetagen blieb mit nur neun gleich niedrig wie im Vorjahr. Dem gegenüber stehen 187 Männer.

Nach wie vor findet sich nur in rund jedem zehnten börsennotierten Unternehmen in Österreich überhaupt eine Frau im Vorstand, bei fast 90 Prozent setzt sich der Vorstand ausschließlich aus Männern zusammen. Zumindest die Anzahl an Vorstandsetagen, in denen mehr als eine Frau vertreten ist, ist gestiegen – allerdings nur von eins auf zwei in absoluten Zahlen bzw. von 1,6 Prozent auf 3,1 Prozent.

Punkten durch Diversität

Elfriede Baumann, Partnerin bei EY Österreich: "Zweifellos ist das Bewusstsein dafür, wie wichtig Frauen und gemischtgeschlechtliche Führungsteams für den Unternehmenserfolg sind, in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das schlägt sich aber ganz offensichtlich noch immer nicht bei der Besetzung von Vorstandsposten nieder."

Baumann ist jedoch zuversichtlich, dass die Unternehmen den Frauenanteil in Zukunft steigern können: "Viele Unternehmen arbeiten daran, systematische Frauenförderung zu etablieren und haben schon bei Neueinstellungen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen im Fokus. Das ist insbesondere wichtig, um bei der geplanten Besetzung von Vorstandsposten bereits innerhalb des Unternehmens ausreichend Auswahl unter qualifizierten Frauen zu haben."

Jede Dritte CEO

Immerhin drei der insgesamt neun Frauen in Vorstandsetagen leiten das Unternehmen als CEO. Im Vorjahr standen mit Herta Stockbauer von der BKS Bank und Karin Trimmel vom Kräuterlikörhersteller Gurktaler zwei Frauen an der Spitze von im Wiener Börse-Index gelisteten Unternehmen, in diesem Jahr kommt mit Elisabeth Stadler, seit 1. Jänner 2016 Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group und damit erste Frau an der Spitze eines ATX-Unternehmens, eine dritte hinzu. Ebenfalls drei Frauen verantworten eine Zentralfunktion im Vorstand ihres Unternehmens, zwei – und damit nur halb so viele wie im Vorjahr – stehen dem Finanzressort vor.

Automobilbranche vorn

Am höchsten ist der Frauenanteil in den Chefetagen derzeit in der Automobilbranche (neun Prozent, 2015: acht Prozent), die damit die Immobilienbranche (acht Prozent, 2015: elf Prozent) von der Spitze verdrängt. Diese teilt sich den zweiten Platz mit der Finanzbranche: Bei Banken und Versicherungen liegt der Frauenanteil momentan bei acht Prozent – im Vergleich zum Vorjahr (drei Prozent) verzeichnet die Finanzbranche damit den stärksten Anstieg.

Wie 2015 gibt es heuer immer noch fünf Branchen, in denen keine einzige Frau im Vorstand vertreten ist: Energie, Informationstechnologie, Telekommunikation und Transport und Logistik.

Anteil in Aufsichtsräten

Deutlich höher ist der Frauenanteil hingegen in den Aufsichtsräten der im Wiener Börse-Index notierten Unternehmen: Von insgesamt 591 Aufsichtsratsmitgliedern sind 104 Frauen – damit ist der Anteil weiblicher Aufsichtsräte von 16,3 Prozent auf 17,6 Prozent gestiegen. In zwei von drei Unternehmen ist zumindest eine Frau im Aufsichtsrat vertreten, in jedem dritten finden sich hingegen weiterhin ausschließlich Männer. Bei fast der Hälfte (45,3 Prozent) sind sogar mindestens zwei Aufsichtsratsmitglieder weiblich – deutlich mehr als im Vorjahr (40,6 Prozent).

"Die aktive Suche nach weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern macht sich bezahlt. Was für Aufsichtsräte gilt, gilt auch für Vorstände: Es gibt genügend qualifizierte Frauen für diese Stellen – und sie sind nicht schwer zu finden, wenn man gezielt sucht", so Baumann.

Die meisten weiblichen Aufsichtsratsmitglieder finden sich aktuell in der Transport-und-Logistik-Branche (26 Prozent), gefolgt von der Finanzbranche (22 Prozent) und dem Energiesektor (20 Prozent). Den größten Anstieg gab es in der Konsumgüterbranche, wo mittlerweile 17 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder Frauen sind – im Vorjahr lag der Anteil bei zwölf Prozent. Besonders niedrig ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten weiterhin in der Automobilbranche (sieben Prozent). (red, 19.9.2016)