Kristallerbin Diana Langes-Swarovski ist erfolgreich in die fußballerischen Fußstapfen ihres Vaters und ihres Großvaters getreten. Nun sollen "ihre Jungs" ins Oberhaus aufsteigen.

Foto: WSG Wattens

Innsbruck – Als die WSG Wattens am Freitag zu Hause gegen Blau-Weiß Linz ein torloses Unentschieden holte, fehlte der wahre Star der Mannschaft an der Seitenlinie: Diana Langes-Swarovski. Die Präsidentin, die übers Wochenende im Ausland weilte, lenkt seit drei Jahren die Geschicke der Werksportgemeinschaft (WSG) Wattens. Sie hat 2013 ihren Vater Gernot Langes-Swarovski in dieser Rolle beerbt. Der wiederum übernahm das Amt in den 1960ern von seinem Vater Daniel, der den Arbeiterverein 1930 gegründet hatte.

Der Einstieg der Kristallerbin in den Profifußball kam überraschend. Kurz davor hatte sich Langes-Swarovski noch glücklos als Gastronomin in Innsbruck versucht. "Durch meinen Vater wurde ich schon früh an den Fußballsport herangeführt. Einige meiner schönsten Kindheitserinnerungen fanden im Stadion statt", erzählt die 44-Jährige vom Virus Fußball, das ihr quasi in die Wiege gelegt wurde. Der Erfolg gibt ihr recht. Die WSG Wattens hat heuer den Wiederaufstieg in die zweithöchste österreichische Spielklasse geschafft.

Hassliebe Wattens – Wacker

Und dort stellen "ihre Jungs", wie sie sagt, die Tiroler Fußballwelt seitdem gehörig auf den Kopf. Aktuell rangiert die WSG auf Tabellenplatz sieben – einen Platz vor dem Hauptkonkurrenten FC Wacker Innsbruck. Auch das erste Tiroler Derby seit Gründung der Bundesliga 1974, das Anfang August vor knapp 10.000 Zusehern im Tivolistadion stattgefunden hat, konnte die WSG mit 2:1 sensationell für sich entscheiden. Plötzlich sind jene beiden Vereine Gegner, die als Verbündete Geschichte geschrieben haben. Denn 1971 bis 1985 bildeten Wattens und Innsbruck eine Spielgemeinschaft, die den österreichischen Fußball streckenweise dominierte. Fünf Meistertitel und Cupsiege holte die SpG Wattens-Wacker Innsbruck. 1985 übernahm Gernot Langes-Swarovski mit dem FC Swarovski Tirol die Lizenz der Spielgemeinschaft und feierte weitere Erfolge.

Die zweite Fusion der heutigen Gegner erfolgte in der Saison 2002/03. Nachdem der FC Tirol als regierender Meister – damals unter Trainer Jogi Löw – Konkurs angemeldet hatte, startete er als Spielgemeinschaft mit Wattens und deren Lizenz in der Regionalliga West neu. Und wurde prompt wieder Meister.

Fusion nein, aber

Trotz der erfolgreichen gemeinsamen Geschichte will Diana Langes-Swarovski vom Thema Spielgemeinschaft heute nichts mehr hören: "Ich zolle Wacker großen Respekt, aber eine Fusion kommt für mich nicht infrage." Sie will die Nummer eins im Tiroler Fußball werden. Hintergrund der Diskussionen um eine neuerliche Zusammenarbeit ist das finanzielle Auskommen der Klubs.

Denn beide hängen am Fördertropf des Landes. Die WSG Wattens, die mit einem Budget von 1,8 Millionen Euro haushalten muss, erhält aktuell 100.000 Euro direkte Förderung sowie weitere je 50.000 Euro als Sponsoring von den landeseigenen Betrieben Hypo Tirol Bank und dem Stromversorger Tiwag. Wacker Innsbruck, das ein Jahresbudget von fünf Millionen Euro nennt, erhält deutlich mehr an Landesgeldern, wie Sportlandesrat Josef Geisler bestätigt.

Das ist der WSG natürlich ein Dorn im Auge. Langes-Swarovski ist überzeugt: "Wir sind spielerisch auf Augenhöhe, das sollte seitens des Landes honoriert werden." Offiziell dienen die Subventionen der Nachwuchsarbeit und dem Amateurbereich. Dort ist Wattens deutlich schlanker aufgestellt als Innsbruck. Das Problem: Tirol kann sich nicht zwei Klubs in der obersten Liga leisten. Für den Fall des Aufstiegs, gerade hinsichtlich der Ligareform, sagt Landesrat Geisler, müsste man daher Gespräche führen: "Die Lösung wäre für mich eine Spielgemeinschaft."

Sportlich haben beide Teams derzeit ohnehin nichts mit dem Aufstieg zu tun. Wattens gelang zwar ein erfolgreicher Start, doch in den vergangenen sieben Spielen konnten nur magere drei Punkte geholt werden. Präsidentin Langes-Swarovski sucht aktuell neue Sponsoren. Gespräche mit Turkish Airlines seien erfolgreich gewesen, würden aber wegen der politischen Lage derzeit auf Eis liegen. Denn ihr Ziel ist klar: "Wir wollen uns langfristig in der Bundesliga etablieren." (Steffen Arora, 19.9.2016)