Gibt's eine Analyseabteilung in der Wiener ÖVP? Der "kantigere", in Wahrheit aber rechtere Kurs, den die Wiener ÖVP unter Gernot Blümel eingeschlagen hat, brachte nichts. Bei der Wiederholung der Bezirksvertretungswahl in Wien-Leopoldstadt sackte die ÖVP von ohnehin schon ärmlichen 7,1 Prozent (im Herbst 2015) auf 5,9 Prozent ab. Sarkastischer Kommentar eines Standard-Posters: "Die sind jetzt die Seniorenabteilung der Neos." Die Neos kamen auf fünf Prozent.

Blümel, der sich beim Männerhandschlag mit dem FPÖ-Rechtsaußen Johannes Gudenus fotografieren lässt, scheint eine Illustration für die Schmied-Schmiedl-These herzugeben: Für eine christdemokratische Partei ist der Wettlauf um rechte Themen mit der FPÖ nicht zu gewinnen. Und die jüngeren Leistungsträger gehen lieber zu den Neos.

Ähnliches geschah bei den Wahlen in Berlin. Die Berliner CDU drehte scharf nach rechts – und stürzte "historisch" auf 18 Prozent ab. Die ultrarechte AfD kam auf 14 Prozent.

Die Bundes-ÖVP hat eine "Wunderwaffe": Sebastian Kurz liegt in den Umfragewerten an erster Stelle, vor Kanzler Christian Kern. Aber die Partei selbst grundelt bei unter 20 Prozent, obwohl sie auch eindeutig nach rechts gegangen ist. Dort sitzt aber die FPÖ bei satten 33 bis 35 Prozent.

Wird sich das dramatisch ändern, wenn Kurz Spitzenkandidat ist? Oder ist die Strategie der ÖVP falsch? (Hans Rauscher, 19.9.2016)