Rapids lebende Legende, Steffen Hofmann, trägt nach wie vor die Schleife – allerdings meist nur für einige Minuten. Er hat vor, diese Zeitspannen wieder auszudehnen.

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Tamás Szántó hat sich in den Vordergrund gespielt. Die Jugend und das Können sind zwei nicht zu unterschätzende Eigenschaften.

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Wien – Es war in der 74. Minute. Der 36-jährige Steffen Hofmann stand am Sonntagabend an der Seitenlinie, schüttelte noch einmal seine Beine aus. Der vierte Schiedsrichter hielt die elektronische Tafel hoch, es leuchteten die Nummern elf und 18 auf. Die Elf gehört Hofmann, die 18 dem 20-jährigen Ungarn Tamás Szántó. Das hatte symbolischen Charakter. Anderseits ist es im Fußball eher üblich, dass Ältere den Jüngeren Platz machen. Die 19.600 Fans im Allianz Stadion lärmten, zündeten bengalische Feuer, skandierten "Steffen Hofmann, Fußballgott". Stefan Schwab warf dem Gehuldigten die Schleife zu, bereits in der Europa League gegen Genk ist das so gewesen.

Rapid führte gegen Mattersburg 2:0, die Partie sollte 3:0 enden. Die Burgenländer beklagten danach gravierende Fehler von Schiedsrichter Manuel Schüttengruber, der gab ihnen sogar recht. Egal, SVM-Trainer Ivica Vastic gestand ein, "dass Rapid viel besser war".

Hofmann hatte einige gute Aktionen, dem Standard sagte er am Tag danach: "Meine Rolle ist momentan, Spiele nach Hause zu bringen." Und er dankte den Fans für ihre Zuneigung: "Ergreifend, wie sich die Leute jedes Mal freuen."

Szántó hat Hofmann die Position in der zentralen Offensive weggeschnappt – vorerst. Nach einer Meniskusverletzung ist der Kapitän nicht zu "hundert Prozent" fit. "Aber es wird. Ich will mehr als Kurzeinsätze, um wieder in den Rhythmus zu kommen." Zu Szántó fällt ihm nur Gutes, sogar das Beste ein. "Gut erzogen, freundlich, hervorragende Technik, er entwickelt eine Torgefährlichkeit, muss robuster werden. Er macht seine Sache hervorragend."

Gegen Mattersburg hat Szántó das 2:0 erzielt, in der Woche davor traf er zum 1:1 gegen Sturm Graz. Er empfindet jeden Einsatz "als etwas Außergewöhnliches. Ich genieße jede Minute." Dass ihn Trainer Mike Büskens regelmäßig in die Startformation stellt, überrascht ihn nicht. "Es wäre ganz schlimm, würde ich das als Überraschung empfinden."

Szántó kam als 15-Jähriger zu Rapid. Die U15 testete in Sopron gegen die dortige U14, Tamás ist aufgefallen, wurde gleich mitgenommen. In den ersten Jahren pendelte er zwischen Wien und Sopron, er machte die Schule fertig, bestand die Matura locker. Sein Vater trainiert den ungarischen Zweitligisten, im Nebenberuf war er der Chauffeur seines Sohnes. Tamás spricht perfekt und nahezu akzentfrei Deutsch, hat einen Jungprofivertrag unterschrieben, ist bis 2019 an Rapid gebunden. Und er lernt von Hofmann. "Er gibt mir Tipps. Wir sind keine Konkurrenten, Fußball ist ein Mannschaftssport, Hofmann kann einiges bewegen."

Bodenhaftung

Szántó debütierte beim 2:0 gegen Chelsea anlässlich der Stadioneröffnung. Büskens sagt über den Jungspund: "Er hat uns in keinem seiner Spiele auch nur im Ansatz enttäuscht. Der Bursche hat Bodenhaftung, ist klar im Kopf." Der Trainer lehnt es ab, ein Problem zu kreieren. "Hofmann war wichtig, ist wichtig, wird wichtig sein." Andere beneiden uns um diese Qualitäten, diesen Luxus." Szántó könnte theoretisch für den ÖFB tätig werden, er lehnt es aber ab, den Verband zu wechseln. "Es stimmt nicht, dass es einfacher ist, ins ungarische Nationalteam zu kommen. Wie stark wir sind, mussten ja die Österreicher in Frankreich spüren."

Hofmann kann sich vorstellen, eine weitere Saison anzuhängen. Er genießt es, die Huldigungen entgegenzunehmen. Es sollte halt früher als in der Rapid-Viertelstunde der Fall sein. Zum Beispiel vor Anpfiff, wenn die Aufstellung bekanntgegeben wird, die Bilder der Spieler auf der Vidiwall gezeigt werden. Er könnte ja in der 75. Minute die Schleife an Schwab weiterreichen.

Am Mittwoch trifft Rapid im Cup auf Leobendorf. Vielleicht beginnt Hofmann, vielleicht bekommt Szántó ein Päuschen. Die Partie findet auf dem Sportclub-Platz statt, dort gibt es keine Vidiwall. Hofmann sagt: "Ich brauche Rhythmus." Büskens sagt: "Wir haben kein Problem." Und Szántó "genießt im Moment alles". (Christian Hackl, 19.9.2016)