Herbert Pichler, offizieller "Weltraumkommentator" des ORF.

Foto: APA/Günter Artinger

Wien/Hornstein – Seine "Sternstunde" hatte Herbert Pichler 1969: 28 Stunden lang kommentierte der Mediziner live im ORF-Fernsehen die erste Mondlandung. Für alle, die damals gebannt am TV-Gerät hangen, ist das Ereignis untrennbar mit Namen und Gesicht Pichlers verbunden. Am Sonntag (25.9.) wird er 95 Jahre alt. Zum Geburtstag gibt es den Spatenstich für einen Neubau seiner Pharmafirma am "Mondpichler Platz".

Pichler, am 25. September 1921 in Mies (Salzburg) geboren, musste sein in Wien begonnenes Medizinstudium wegen des Zweiten Weltkriegs unterbrechen und wurde 1945 – als erster Österreicher nach dem Krieg – in Innsbruck sub auspiciis praesidentis zum Doktor der Medizin promoviert. Er arbeitete anschließend mehrere Jahre in der Schweiz, wo er an einer Klinik in Zürich die Penicillin-Allergie entdeckte.

Als Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Wien begann Pichler Forschungsarbeiten am Gleichgewichtsapparat im Ohr – und kam so zur Raumfahrtmedizin und Weltraumforschung. Im Zuge dieser Aktivitäten arbeitete er immer wieder mit der NASA zusammen.

Bereits 1949 gründete Pichler die Arzneimittelfirma Sigmapharm. In die Entwicklungsprojekte des Unternehmens flossen immer wieder auch Erkenntnisse aus der Raumfahrtmedizin und Weltraumforschung ein. Seine Expertise in diesem Bereich verhalf ihm zu einem weiteren Aufgabenfeld abseits der Medizin.

Offizieller "Weltraumkommentator" des ORF

Von 1964 an kommentierte Pichler im ORF in Sendungen des aktuellen Dienstes Beiträge, die sich mit der damals noch jungen Raumfahrt beschäftigten. Er war dabei so erfolgreich, dass er offizieller "Weltraumkommentator" des ORF wurde und, auf Vorschlag des damaligen ORF-Fernsehchefs Helmut Zilk, eigene Sendungen wie "Der Mensch im Raum" moderierte.

Während der US-Mondmissionen erhielt Pichler von seinen Kollegen den Spitznamen "Hals-NASA-Ohrenarzt". Spätestens nach seiner Marathon-Moderation am 20. und 21. Juli 1969 gemeinsam u.a. mit Peter Nidetzky und Hugo Portisch firmierte er nur noch als "Weltraumpichler" oder "Mondpichler". Gemeinsam mit ORF-Kollegen schrieb er 1969 den Weltbestseller "Die Mondlandung", in dem er seine Erfahrungen als Fernsehkommentator einbrachte. 40 Jahre später bezeichnete er in einem Interview mit der APA die Mondlandung als "das größte Abenteuer der Geschichte".

Nachdem er sich als TV-Kommentator zurückgezogen hatte, widmete sich Pichler wieder verstärkt der medizinischen Forschung – 1974 gründete er das österreichische Institut für Flugmedizin und Weltraumbiologie – und der Literatur. So schrieb er Balladen und humoristische Gedichte. Herbert Pichler wurde im Laufe seines Lebens unter anderem 1992 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

Nicht ganz zufällig wird zwei Tage vor Pichlers Geburtstag am Freitag in Hornstein (Burgenland) der Spatenstich zu einem neuen Produktionswerk der Sigmapharm vorgenommen – und zwar am "Mondpichler Platz 1". Die Straßentafel wird Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) enthüllen, teilte das Unternehmen auf Anfrage der APA mit. (APA, 24.9.2016)