Wien – Darüber, dass das Radio von heute an Bedeutung verlieren wird, waren sich die beiden Radiomenschen auf der Medientage-Bühne überraschend einig. Wie lange bis zum Dahinscheiden des linearen UKW-Radios noch Zeit ist und was zu tun ist, um das gehörte Medium in der Zwischenzeit digital wiederaufstehen zu lassen, daran spießte es sich dann ein bisschen zwischen Valerie Weber, Hörfunkdirektorin beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Tobias Conrad, Leiter Digitale Medien beim deutschen Radiovermarkter RMS.

Zur wenig optimistischen Prognose fürs UKW-Radio im Wohnzimmer. Junge Leute "kennen nur noch Internet und Smartphone, die kennen das Radio gar nicht", sagt Conrad – deshalb werde die UKW-Nutzung in den nächsten Jahren wegbrechen. Wenngleich der alte Radiostandard "eine total klasse Cashcow" sei, die man pflegen müsse – aber eben nur noch die nächsten zehn Jahre. Das Ziel für alle Radiosender bis dahin: "Sie müssen irgendwie auf den Startbildschirm der Smartphones kommen."

Musikmix kein Alleinstellungsmerkmal mehr

Was die Technik für den On-Demand-Konsum anbelangt, seien Musikstreamingdienste wie Spotify den Radiosendern weit voraus, sagt Weber vom WDR – dabei hätten gerade die öffentlichen Sender besonders hochwertiges Programm, das für den individuellen Abruf gut geeignet wäre. Der fertige Musikmix sei jedenfalls kein Alleinstellungsmerkmal des digitalen Radios mehr: "Ich war immer beruhigt, wie schlecht Spotify und co programmiert sind – jetzt wird mir richtig schlecht, wie gut es gemacht ist."

Weber gibt dem UKW-Radio allerdings noch etwas mehr Zeit als Conrad. Mindestens 15 Jahre soll es noch Hauptverbreitungsweg sein. Die Gattung Radio gebe es danach zwar zwar immer noch, allerdings eben über andere Verbreitungswege. Weber glaubt weiterhin an ein fertiges Radioprogramm – und nicht, "dass der Mensch nur aktiv auswählen will". (sefe, 20.9.2016)