Schneckenbauer Andreas Gugumuck wohnt mit seiner Familie und seinen Schnecken am Rande Wiens in einem von Zenbuddhismus inspirierten Haus, wo er Wohnen und Arbeiten weder trennen kann noch will.

"Ohne meine Schnecken wäre ich wohl nicht hierher, in den zehnten Bezirk, zurückgezogen, sondern in der Stadt geblieben. Aber als ich 2008 – nach der Lektüre eines Standard-Artikels übrigens – mit der Schneckenzucht begann, musste ich jeden Tag mehrmals durch die Stadt fahren, um Restaurants zu beliefern und mich um unseren Hof zu kümmern. Im Zuge der Übernahme des Hofes meiner Großmutter war dann schließlich klar, dass ich hierher ziehen werde. Denn der Bauer lebt auf dem Hof.

Hinter dem über 400 Jahre alten Hof der Familie, wo früher Streuobstwiesen waren, hat sich Schneckenbauer Andreas Gugumuck ein modernes Niedrigenergiehaus gebaut.
Foto: Lisi Specht

Der Hof ist über 400 Jahre alt. Die Familie Gugumuck lässt sich in Rothneusiedl im Süden Wiens bis 1720 zurückverfolgen. Schon als Kind hatte ich viel Fantasie für den Hof – aber Landwirtschaft galt damals nicht als zukunftsfähig. Über die Schnecken bin ich dann aber wieder zurück zum Hof und zur Landwirtschaft gekommen.

2012 habe ich also schließlich auf der Gartenseite unseres Hofes, am direkten Stadtrand Wiens – mit Feldern bis zum Horizont -, ein Haus gebaut. Dort, wo früher noch eine Streuobstwiese war, lebe ich jetzt mit meiner Familie samt Kindern.

Fotos: Lisi Specht

Wir haben das Haus fast ein Jahr lang gemeinsam mit meinem Haus-und-Hof-Architekten Benjamin Miatto, einem früheren Studienkollegen aus Vorarlberg, geplant. Der Vorteil meines Berufes: Ich war immer da, konnte die Bauaufsicht übernehmen und, wenn nötig, mitanpacken.

Das Haus ist ein Niedrigenergiehaus. Das Flachdach ist begrünt und wirkt im Sommer wie eine natürliche Kühlung. Mir waren einfache und natürliche Materialien wichtig. In den Sanitärräumen gibt es keine einzige Fliese. Wie die Römer haben wir Wände, Decke und Böden mehrmals mit Kalk gespachtelt, verdichtet und dann mit Wachs versiegelt.

Fotos: Lisi Specht

Der Boden ist daher weich und weist Gebrauchsspuren auf. Aber das habe ich in Kauf genommen, weil ich der Meinung bin, dass natürliche Materialien in Würde altern und dadurch gewinnen. Ich habe auch viel Holz und Eisen verwendet, das ich mit Salzsäure bepinselt habe, damit es schön rostet.

Ich habe beim Hausbau mit einem engen Budget kämpfen müssen, aber genau dann ist meiner Meinung nach viel Kreativität gefragt. Selbstverständlich haben wir aber sämtliche Arbeiten massiv unterschätzt.

Einige unserer Möbel haben wir selbst gemacht. Für unsere große Tafel haben wir eine 100 Jahre alte Buche aus einer alten Mühle verwendet und oval mit der Kettensäge zugeschnitten. Im Winter steht der Tisch herinnen, aber im Sommer verlagert sich unser Leben in den Garten. Am liebsten würde ich alle Möbel selbst machen. Aber mir fehlt die Zeit.

Fotos: Lisi Specht

Ein bisschen vom Zenbuddhismus inspiriert sind die vier übers Haus verteilten Nischen, in denen jeweils ein schöner Gegenstand steht. Der zentrale Raum ist unsere luftige Wohnküche – für sie haben wir sogar auf einen weiteren Raum verzichtet. Wichtig ist mir, dass man sich gleich beim Hereinkommen wohlfühlt und sich beim gemeinsamen Kochen gut unterhalten kann. Arbeit und Freizeit kann ich hier natürlich nicht wirklich trennen. Aber für mich ist Arbeit lebenserfüllend und macht Spaß.

Ich glaube, dieses Haus ist schon ziemlich nahe an meinem Wohntraum. Ich hab schon so viel Arbeit hineingesteckt, dass ich wohnmäßig wohl selbst bei einem Lotto-Jackpot nichts ändern würde. Ich würde mir eher mehr Freizeit gönnen – wahrscheinlich, um noch mehr selbst zu machen.

Wobei: Ich interessiere mich sehr für Geschichte und Traditionen. Ein uraltes Bauernhäuschen irgendwo im Süden, liebevoll renoviert, das würde mir schon gefallen. Mit meinen Schnecken natürlich. Die werden mich begleiten." (26.9.2016)