Marcel Hirscher hat in der Vorbereitung verstärkt Ausdauer trainiert. Ansonsten war das Training Business as usual.

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Wien – Marcel Hirscher ist ein Meister im Understatement. In vier Wochen startet der 27-jährige Salzburger in Sölden in seine zehnte Weltcup-Saison. Er ist in der finalen Phase der Vorbereitung, übte diese Woche am Mölltaler Gletscher. "Es hat sich gut angefühlt – bis gestern, als mich meine Teamkollegen in die Schranken gewiesen haben." Manuel Feller sei "brutal stark gewesen", auch Philipp Schörghofer. "Da habe ich ganz schön aus der Wäsch’ geschaut."

Die Hoffnungen der Skination Österreich ruhen trotzdem auf Hirscher. Fünfmal in Folge hat er den Gesamtweltcup gewonnen – das gelang keinem vor ihm. Und im kommenden Winter gibt’s auch wieder Medaillen zu holen – bei der WM im Februar in St. Moritz. Daran denkt Hirscher noch nicht. "Step by Step", sagt er. "Man muss reinfinden in die Saison."

Neuer Servicemann

Einiges ist anders vor dieser Saison. Statt Edi Unterberger ist nun Ex-Abfahrer Thomas Graggaber Hirschers Servicemann. Ein Nachfolger für den ebenfalls abgegangenen Physiotherapeuten Alexander Fröis wird noch gesucht. Hirscher: "Es gibt schon Kandidaten. Wir sind am Probieren."

Einiges ist praktisch wie immer. Hirscher wird sich weiterhin auf seine Kerndisziplinen Slalom und Riesentorlauf konzentrieren. "Die müssen funktionieren, bevor ich etwas anderes probiere." In der Vorbereitung hat er diesmal mehr auf Ausdauer gesetzt. "Ich bin viel auf dem Radl gesessen. Sonst ist nichts anders.

"Radfahren war er auch im Sommer auf Mallorca. "Ansonsten war ich immer zu Hause." Und wenig in der Öffentlichkeit. "Das war sehr angenehm. Und euch hat es auch nicht geschadet, dass ihr mich nicht immer an der Backe hattet."

Hirscher ist lange dabei, hat viel gewonnen: neben den fünf großen Kugeln sechs kleine, 39 Weltcuprennen, einmal Olympiasilber, viermal WM-Gold und zweimal WM-Silber. Die Motivation ist ein Hund. "Es wird jedes Jahr schwerer. Die Vorbereitungen", sagt er, "sind nicht mehr mit dem letzten Willen". Training ist Training ist Training. Viel Variation ist nicht drin. Aber Hirscher weiß: "Ich muss raus aus der Komfortzone. Ich muss noch einiges an Geschwindigkeit zulegen."

Konkurrent Kristoffersen

Das Skifahren jedenfalls macht ihm noch Spaß. "Es ist eine geniale G’schicht." Was die Konkurrenz aus dem Ausland über den Sommer gemacht hat, weiß er nicht – will er auch nicht wissen. "Das macht nur Stress." Der Norweger Henrik Kristoffersen wird ihm wohl ein harter Widersacher sein. Der 22-Jährige gewann im Vorjahr den Slalomweltcup. Hirscher geht mit "null Erwartung" in die Saison. Sagt er. Tiefgestapelt hat er schon öfter.

Nach 2017 kommt 2018 und Olympia in Korea – Gold bei Winterspielen fehlt Hirscher noch. Aber Pyeongchang ist noch weit weg. Und vorerst kein Thema. Mit seinen 27 Jahren gehört Hirscher alles andere als zum alten Eisen.

Der Annaberger aber spürt die Konkurrenz. "Die Jungen drücken brutal drauf." Und Raubbau an seinem Körper will er nicht betreiben. "Ewig", sagt er, "werde ich nicht mehr weitermachen". Eines hat sich Hirscher fest vorgenommen – in zehn Jahren "super beinand" zu sein. "Ich will mit vierzig noch Fußball spielen können. Das ist mein Ziel."

Vorerst ist Skifahren. Der Riesentorlauf von Sölden steht quasi vor der Tür. Hirscher: "Das Kribbeln wird bei der Startnummernauslosung kommen." (Birgit Riezinger, 23.9.2016)