Rechtzeitig zur Branchenmesse an der Seine präsentieren sich Frankreichs Autobauer wieder in robuster wirtschaftlicher Verfassung, und sie legen sich zur Heimmesse tüchtig ins Zeug. Das ist die eine Sache. Die andere ist die: Besuchermäßig gilt der Pariser Autosalon, der als Herbstmesse alternierend zur IAA in Frankfurt biennal über die Bühne geht, immer noch als Größter seiner Art. Aber. Es bleiben der Messe heuer etliche renommierte Hersteller fern. Darunter Ford, Mazda und Volvo, aber auch Subaru und die Luxusmarken Aston Martin, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Rolls-Royce. Trend oder Momentaufnahme? Man wird sehen.
Jedenfalls resultiert daraus auch, dass – anders als in Frankfurt, Genf oder China – der Salon weitgehend ohne emotionsintensive Zone, ohne die Schlagobershäubchen der Luxusgefährte und Supersportwagen (Ausnahmen: Ferrari LaFerrari Aperta, Mercedes-AMG GT C Roadster, Porsche Panamera) auskommen muss.
Elektromobilität kommt in die Gänge
Dafür kristallisiert sich ein politisch und ökologisch korrekter Messeschwerpunkt heraus. Die Elektromobilität kommt nun nämlich, dank Fortschritten in der Speichertechnologie, ernsthaft in die Gänge, sprich: Mit realen Reichweiten weit jenseits der 200 Kilometer kommt die batterieelektrische Mobilität endlich im echten Leben an. Gut, die Ladeinfrastruktur ist immer noch ein Thema, und in Frankreich reibt sich die Atomlobby die Hände, aber die Autobranche schwört sich eindeutig auch auf das Thema ein.
Smart Fortwo Electric Drive und Opel Ampera-e heißen die wichtigsten Neuzugänge. Außerdem steigern BMW i3 und Renault Zoe im Zuge der Modellpflege ihre Reichweiten, und die Studien VW I.D. sowie Mercedes EQ verweisen auf schon greifbar nahe Serienmodelle.
Generell sieht Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn seinen Konzern als weltweit führend bei Elektrofahrzeugen, Daimler hat neben dem Elektro-Smart besagte E-SUV-Studie mitgebracht und plant in den nächsten Jahren mindestens ein halbes Dutzend batterieelektrische Fahrzeuge, und der VW-Konzern macht mit "I.D." Appetit auf eine Elektro-Offensive, die uns in den nächsten Jahren unter anderem etliche reine Elektroautos bescheren soll.
SUV & Co
Und die anderen Schwerpunkte in Paris, die richtig stückzahlträchtigen? In erster Linie SUVs/ Crossover, wie überraschend. Dazu gesellen sich aber noch eine Handvoll Klein- und Kompaktwagen – zu vermelden sind hier Citroën C3, Kia Rio, Nissan Micra sowie zwei Golfklassler aus Fernost: Honda Civic und Hyundai i30.
Die Franzosen lassen sich nun auch endgültig davon überzeugen, dass es der Kundschaft nach SUVs/Crossover gelüstet. Und so lanciert Renault die bisher überzeugendste Auflage des Koleos, während Peugeot die Vans 3008 und 5008 voll auf SUV trimmt.
Die weiteren Neuzugänge im Boomsegment heißen Audi Q5, Land Rover Discovery, Skoda Kodiaq, Suzuki Ignis (Mercedes E-Klasse All Terrain und Opel Karl Rocks sind rustikalisierte Mischwesen) – ergänzt von einem ganzen Schwung mehr oder weniger seriennaher SUV-Studien. (Andreas Stockinger, 29.9.2016)