Sollen Direktorinnen und Direktoren künftig neu eintretende Lehrerinnen und Lehrer selbst aussuchen dürfen? Ja. Endlich Schluss mit der antiquierten und parteipolitisch kontaminierten Personalzuweisungsmaschinerie, dem alten, quasi planwirtschaftlich organisierten Lehrerverschubbahnhof, auf dem die Weichen in der Vergangenheit nicht primär nach pädagogischen Prinzipien gestellt wurden. Wer lang genug auf der Warteliste ausgeharrt hatte, wurde endlich – gut oder auch weniger gut – einer Schule zugewiesen. Ein Problem weniger in der Statistik. Aber sonst? Eine überholte Praxis im Schulsystem.

Immerhin, ein Punkt, den die Regierung reformieren will. Die Idee: mehr Autonomie für die Schulen, um so eine neue Kultur der Verantwortung für die schulische Qualität zu entwickeln. Denn das bedeutet das Vor-Ort-Auswahlprinzip – neben der Entpolitisierung durch die Umgehung der bisher zuständigen Schulbehörden – auch: Wer A wie Autonomie sagt, muss auch V wie Verantwortung tragen. Wer Personalhoheit möchte, muss Personalverantwortung übernehmen. Das ist ein grundlegender Kulturwechsel, der – unvorbereitet – jedoch auch Gefahren birgt.

Die neue Freiheit setzt hochqualifizierte, unbestechliche Schulleiter voraus, die nicht nur ihr kleines "Königreich" regieren und sich einen genehmen Mitarbeitertrupp zusammenstellen wollen. "Schulmonarchen" dieser Art müssen verhindert und rigide sanktioniert werden. Nötig ist eine Professionalisierung von Schulleitung. Wer das Recht hat, sich sein pädagogisches "Dreamteam" – transparent, wohlgemerkt! – zusammenzustellen, muss sich vorher genau überlegen, was die jeweilige Schule leisten soll und welche personellen Kompetenzen dafür benötigt werden.

Aber was, wenn es nicht nur die Wunschlehrer nicht gibt, sondern überhaupt niemand in die Schule kommen will, weil sie zum Beispiel sehr abgelegen oder eine soziale Brennpunktschule ist? Nun, Schulen sind keine Privatunternehmen, auch wenn sie ein vernünftiges Personalmanagement bekommen. Die Versorgung des ländlichen Raums mit Infrastruktur – dazu gehört neben Nahversorgung, Ärztedienst, Post und Verkehrsanbindung eben auch Bildung – ist und bleibt eine staatliche Aufgabe. Dann muss man eben für einen Mangelberuf in einer Mangelregion attraktive Konditionen bieten – oder die Arbeit in sozial schwierigem Umfeld besonders honorieren. Denn sicher ist: Schule entscheidet sich in der einzelnen Schule. (Lisa Nimmervoll, 29.9.2016)