Bild nicht mehr verfügbar.

Der Siegeszeug der E-Mobilität wird auch das Aussehen der Parkhäuser verändern, sind sich die Experten einig.

Foto: EDISON-LABS/ REUTERS/Lucy Nicholson

Wien – Mit Parkhäusern haben viele Menschen nicht die besten Assoziationen: Sie sind oft dunkel, feucht und ein wenig unheimlich. Investoren verbinden jedoch etwas ganz anders mit Parkhäusern: eine Rendite von derzeit vier bis 4,5 Prozent nämlich.

"Das Parkhaus wird immer mehr zur eigenen Assetklasse, weil die Nachfrage groß ist", sagte Martin Eberhardt, Geschäftsführer von Bouwfonds IM Deutschland, das 45 Parkhäuser mit einem Volumen von 800 Millionen Euro in sieben europäischen Ländern managt, kürzlich bei einer Pressekonferenz dazu.

Denn die Anzahl der Pkws steigt weiter, weil es immer mehr Single-Haushalte gibt. Und auch vom Trend zur Urbanisierung – und der damit einhergehenden Parkplatznot in den Städten – würden Parkhäuser profitieren. Zudem seien sie krisensicher: "In einem unserer Parkhäuser in Madrid ging die Nachfrage in der schlimmsten Krisenzeit nicht zurück. Geparkt wird immer", so Eberhardt.

Gestiegene Anforderungen

In den nächsten Jahren rechnet man in der Branche aber mit tiefgreifenden Veränderungen: Da wäre einmal die E-Mobilität, für die man sich rüsten muss. Das würde die Errichtungskosten von Parkhäusern aber erhöhen, meint etwa Sascha Stabenow, Senior-Projektentwickler bei der Arcadia Investment GmbH, die derzeit fünf Parkhausobjekte mit insgesamt etwa 3000 Stellplätzen errichtet.

Allgemein seien die Anforderungen der Betreiber aufgrund einer stärkeren Kundenorientierung gestiegen, so Stabenow – etwa was Beleuchtung und Außendarstellung angeht. Zudem wird heute eine Stellplatzbreite von mindestens 2,50 Meter verlangt – und auch XXL-Parkplätze mit 2,70 Meter Breite würden sich wachsender Beliebtheit erfreuen.

Auch "Convenienceleistungen" wie Leihfahrräder, Lounges und Reparaturservice würden Betreiber heute anbieten – was in der Planungsphase mitbedacht werden müsse und höhere Kosten verursache, so Stabenow. Auch der Trend zur Tiefgarage – "weil die Flächen knapp sind und andere Nutzungsarten bevorzugt werden" – würde die Kosten erhöhen.

Das Thema Carsharing sieht man in der Branche indes – noch – relativ gelassen: Bis 2030 soll laut Zahlen von Bouwfonds eines von zehn verkauften Autos für Carsharing zum Einsatz kommen. "Aber diese Autos müssen ja auch irgendwo geparkt werden", sagt Eberhardt.

Anderes Aussehen

Das Parkhaus der Zukunft könnte jedenfalls ganz anders ausschauen als jenes von heute: Durch Elektroautos werden sich die Anforderungen an Parkhäuser verändern, wie man bei Arcadia überzeugt ist. Denn diese können auf der Stelle wenden – und brauchen keine Schleppkurven mehr. Und künftig sollen – dem SUV-Trend zum Trotz – die Autos wieder kleiner werden, da der Motorblock wegfällt.

Stabelow träumt gar von "ganz anderen Konzeptionen von Parkhäusern", etwa durch kabelloses Aufladen der Autos über Induktionsschleifen am Boden oder an der Decke. "Aber das liegt noch in der Zukunft."

Selbstfahrende Autos, die weitaus platzsparender geparkt werden können, dürften in Zukunft das Aussehen von Parkhäusern ebenfalls drastisch verändern. Das ist zwar bekanntlich noch Zukunftsmusik – Frank Meyer, Geschäftsführer von Q-Park Operations Germany GmbH & Co. KG, berichtete dennoch von einem ersten Pilotprojekt dazu am Berliner Alexanderplatz mit einem Indoor-Mapping-Unternehmen.

Digitalisierung als Herausforderung

Für die kommenden zehn Jahre sieht er die Digitalisierung des Parkvorgangs als die größte Herausforderung für die Branche – Parkplätze sollen so im Vorhinein bargeldlos reserviert und gebucht werden.

Auch die Revitalisierung von in die Jahre gekommenen Bestandsobjekten, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, wird in den nächsten Jahren großes Thema werden: "Es gibt allein in Deutschland tausende Parkhäuser, die in den nächsten Jahren angefasst werden müssen", kündigt Stabenow an.

Für Eberhardt sind diese Herausforderungen jedenfalls "eher Chancen als Risiken". "Das Parkhaus bleibt eine Nische", meint Gero Bergmann, Vorstand der Berlin Hyp AG, jedoch – Nachsatz: "aber eine interessante." (Franziska Zoidl, 24.11.2016)