Wien – In der sich hinziehenden Geschichte um das Gaskraftwerk Mellach in der Steiermark beginnt das Schlusskapitel. Am Freitag ist die erst Mitte Juli verlängerte Frist für das Legen finaler Angebote durch mögliche Nachnutzer verstrichen. Zumindest drei Angebote sollen eingelangt sein, die vom Verbund-Vorstand nun eingehend zu prüfen sind. Vorstandschef Wolfgang Anzengruber stellt "bis Jahresende 2016 eine richtungsweisende Entscheidung" in Aussicht. Dann muss noch der Aufsichtsrat zustimmen.

"Entschieden ist noch nichts, auch der Verkauf nicht", hatte Anzengruber Mitte der Woche am Rande eines Energiekongresses in Salzburg gesagt. Ein Komplettverkauf an einen der Bieter käme ebenso in Frage wie ein Teilverkauf oder die Stilllegung bzw. Einmottung des Kraftwerks. Die Übertragung in andere Hände dürfte sich komplex gestalten, glauben Beobachter, die Einmottung oder gar Stilllegung nicht weniger. So sind diverse Verträge und Absprachen zu berücksichtigen, die in den vergangenen Jahren gemacht wurden. "Verträge sind einzuhalten", sagte eine Verbund-Sprecherin dem STANDARD.

Finales Angebot erwartet

Ein finales Angebot für Mellach wurde unter anderem vom deutschen Stromproduzenten Steag gemeinsam mit Christof Industries erwartet. Der familiengeführte Anlagenbauer aus Graz war an der Errichtung von Mellach beteiligt und kennt sich am Standort folglich sehr gut aus. Ein weiteres Angebot dürfte der US-Fonds Contour Global zusammen mit KTM-Eigner Stefan Pierer (und dem früheren steirischen Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl als Berater) abgegeben haben, ein drittes Avior Energy, die einen liechtensteinischen Hintergrund haben dürfte.

Das Kraftwerk Mellach, das nur mehr mit 17 Mio. Euro in den Büchern steht und zuletzt an die 20 Millionen Euro Verlust gemacht hat, stand nie unter einem guten Stern. Noch unter Verbund-Chef Hans Haider geplant und mit 400 Mio. Euro budgetiert schnellten die Errichtungskosten in der Folge auf 550 Millionen hinauf. Der Baubeginn 2008 fiel mit der Wirtschaftskrise zusammen: Die Strompreise gingen in den Keller, die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks auch. Bis 2020 hat der Verbund die Lieferung von jährlich 230 Megawatt Fernwärme an die Energie Steiermark zugesichert. Mellach dient aber auch als Reserve für den deutschen Übertragungsnetzbetreiber Tennet und die heimische Netzgesellschaft APG.(Günther Strobl, 30.9.2016)