Ja für den Frieden: Plakat an einer Kirche in Cali.

Foto: afp/LUIS ROBAYO

Dieses Plakat wirbt für ein Nein. Sonntag stimmen die Kolumbianer über den Friedensvertrag mit der FARC ab.

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Es war der längste Konflikt in der westlichen Hemisphäre, bei dem die Guerillabewegung FARC mit ihren derzeit 5.800 bewaffneten Mitgliedern beteiligt war – die mächtigste, aktive Guerilla und gleichzeitig die älteste in Lateinamerika. Der 52 Jahre andauernde Krieg forderte 250.000 Tote. 100.000 Menschen sind verschwunden, 6,9 Millionen wurden vertrieben. Kolumbien ist nach Afghanistan das Land mit den meisten Anti-Personen-Minen und es zählt laut Amnesty International zu den zehn Staaten mit den meisten Gewaltakten weltweit.

Der Weg zu diesem historischen Ereignis beginnt Ende 2012, als Repräsentanten der FARC und der Regierung sich zunächst in Norwegen an einen gemeinsamen Tisch setzen, und wenig später in Kuba. Schließlich unterzeichnen am 26. September 2016 der Präsident von Kolumbien, Juan Manuel Santos, und der Chef der FARC-Rebellen, Rodrigo Londoño Echeverri alias Timoschenko, den Friedensvertrag in Cartagena, welcher den langjährigen, bewaffneten Konfrontationen ein Ende setzen wird. Er muss nur noch von den Kolumbianern in einem Urnengang am 2. Oktober bestätigt werden.

Einmalige Möglichkeit

Über den Friedensvertrag zwischen der Regierung Santos' und der FARC gehen die Meinungen der Kolumbianer auseinander. Die abscheulichen Verbrechen einerseits zu verurteilen und gleichzeitig den Verursachern politische Vorteile zu geben, spaltet die öffentliche Meinung. Ex-Präsident Álvaro Uribe führt die Kampagne gegen die Unterstützung des Friedensabkommens an. Wenn das von ihm gebildete Demokratische Zentrum (Centro Democrático) dagegen stimmen sollte oder sich nicht der Stimme enthält, wie es einige in der politischen Debatte argumentiert und monatelang erwartet haben, würde die Regierung und deren Anhänger eine hohe Wahlbeteiligung benötigen. Und der schlechte Eindruck der Landsleute von der Guerilla hat sich auch im Laufe des vierjährigen Friedensprozesses kein bisschen gewandelt.

Die Kolumbianer stehen nun vor der einmaligen Möglichkeit, ein langes Kapitel der Gewalt, das alle betroffen hat, zu beenden. Nur wenige Erwachsene erinnern sich noch an die vergangenen Zeiten, in denen sie sich nicht gegenseitig getötet haben.

Guter Präzedenzfall

Schließlich wäre dieses Abkommen ein guter Präzedenzfall, um auch andere Gruppen wie die Nationale Befreiungsarmee (ELN) und die Volksbefreiungsarmee (EPL) dazu zu bringen, sich gemeinsam mit der Regierung an einen Tisch zu setzen. Leider muss man beobachten, dass gerade jene, die nicht aus dem Drogenhandel und den Erpressungen aussteigen möchten, sich diesen Gruppierungen anschließen. Diese Tatsache und die zusätzliche, mögliche Unterstützung durch die FARC in Form einer politischen Partei, könnten ihnen in der Zukunft Präsenz und ein bedeutendes Gewicht bei Verhandlungen geben.

Am 2. Oktober geht Kolumbien zu den Urnen, und die Wähler stimmen über das Abkommen von Havanna ab. Dafür benötigt es etwas mehr als 4,5 Millionen Stimmen der 35 Millionen Wahlberechtigten. Kolumbien wird für die Hoffnung wählen. Zwischen Krieg und Frieden angesichts eines Waffenstillstandes würde wohl kaum jemand für den Krieg stimmen. Das "Ja" wird gewinnen. Die Schwierigkeit wird in der harmonischen Umsetzung des Friedensvertrages liegen. (Alcides Benavente Ponce, 1.10.2016)