Wahlen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Bosnien.

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Sarajevo/Banja Luka – Die Lokalwahlen in Bosnien-Herzegowina haben wie erwartet die Führungsrolle der wichtigsten nationalistischen Parteien der drei Staatsvölker – Bosniaken (Muslime), Serben und Kroaten – bestätigt. Die SDA von Bakir Izetbegovic, dem muslimischen Mitglied der Staatsführung, musste allerdings Verluste einstecken.

Der SNSD des bosnisch-serbischen Präsidenten Milorad Dodik dagegen erlebte einen Aufwind, was nicht zuletzt auf das in der Vorwoche abgehaltene umstrittene Referendum in dem Landesteil zurückzuführen ist. In der Republika Srpska, der kleineren Entität, verbuchte Dodik einen klaren Wahlsieg. Der SNSD wird Dodik zufolge 34 Bürgermeister stellen, um elf mehr als bisher.

Multiethnische Sozialdemokraten verloren

Im zweiten Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation konnte das Wahlbündnis aus SDA und SBB (Bund für eine Bessere Zukunft) gemäß vorläufigem Ergebnis 34 Bürgermeisterposten sichern, teilte die staatliche Wahlkommission mit. Bisher hatte die Partei von Izetbegovic 42 Bürgermeister, der SBB zwei.

Die führende Partei der bosnischen Kroaten, HDZ, wird 18 Bürgermeister stellen, einen mehr als bisher. Die multiethnische Sozialdemokratische Partei (SDP) dagegen verlor zwei Bürgermeister und stellt nun acht.

Noch kein Resultat aus Srebrenica

In Srebrenica, der einstigen muslimischen Enklave, das monatelang im Zentrum des Wahlkampfes stand, gab es am Montagmorgen noch keine offiziellen Resultate. Der Bürgermeisterkandidat der bosnischen Serben, Mladen Grujicic, meldete zwar seinen Wahlsieg gegenüber dem amtierenden Bürgermeister Camil Durakovic. Ob dies aber auch nach der Briefwahl-Auszählung so bleibt, war unklar. Die einstigen muslimischen Stadtbewohner, die 1995 von den bosnisch-serbischen Truppen vertrieben wurden, durften auch ihre Stimmen abgeben.

Sollte sich ein Sieg von Grujicic bestätigen, hätte Srebrenica, der Schauplatz des größten Massakers in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, zum ersten Mal einen Serben zum Bürgermeister. Nach der Einnahme der Kleinstadt durch die serbischen Truppen im Juli 1995 wurden rund 8.000 Einwohner brutal ermordet. Ihre Leichen wurden in mehreren Massengräbern entdeckt. Nach vielen Vermissten wird weiterhin gesucht. (APA, 3.10.2016)