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Beliebt zu scherzen: Tyson Fury.

Foto: reuters/couldridge

London – "Von seinem Karriereende hatte er schon mehrfach gesprochen. Wie ernst es ihm dieses Mal ist, bleibt abzuwarten. Ein paar Zweifel bleiben angesichts seiner fragwürdigen Botschaft auf Twitter", stand in der ursprünglichen Meldung des STANDARD über den Rücktritt von Schwergewichts-Weltmeister Tyson Fury. Der hatte zuvor auf seinem Twitteraccount seinen Rücktritt erklärt – nur um ihn Stunden später tatsächlich zurückzunehmen: "Hahahaha ihr glaubt, ihr werdet den GYPSYKING so leicht los!!! Ich bin hier, um zu bleiben."

Bereits seiner ursprünglichen Nachricht, in der er seinen Rücktritt verlautbart hatte, artikulierte sich Fury derart, sodass seine Zurechnungsfähigkeit durchaus angezweifelt werden durfte: Der 28-Jährige hatte seine Entscheidung mitsamt Beschimpfungen mitgeteilt und getönt, dass Boxen "ein Haufen Scheiße" und er "der Beste" sei.

Damit halten die Querelen um seine Person weiter an. Vergangenen Freitag war bekannt geworden, dass der Boxer am 22. September positiv auf die Einnahme von Kokain getestet worden war. Am Tag danach sagte Fury den für den 29. Oktober geplanten Rückkampf gegen Wladimir Klitschko ab. Als Begründung wurden gesundheitliche Schwierigkeiten genannt. In britischen Medien kursierten etwaige psychische Probleme.

"Er ist verrückt"

Außerdem machte sich Fury wiederum auf Twitter über den Test lustig: Er lud eine Fotomontage hoch, auf der er vor einem Berg Drogen posiert. Dafür bediente er sich einem Standbild aus dem Film "Scarface" mit Schauspieler Al Pacino, der im Original als Hauptfigur "Tony Montana" mit den Drogen zu sehen ist. Fury ersetzte Pacinos Kopf gegen seinen und kommentierte die Szene mit #Tysonmontana. Zudem änderte er seinen Twitter-Namen in TysonMontana.

Der britische Top-Promoter Eddie Hearn sagte am Wochenende über Fury: "Er ist verrückt." Der Manager von IBF-Weltmeister Anthony Joshua wollte für seinen Schützling ursprünglich den Kampf gegen Fury. Nun schwenkt das Joshua-Lager um und strebt am 26. November in Manchester ein Duell mit Wladimir Klitschko an.

Dopinggerüchte, Untersuchungen, Anhörung

Die Doping-Agentur Voluntary Anti-Doping Association (VADA) kündigte an, dass Fury auf weitere verbotene Substanzen untersucht werde. Bereits im Juli waren Dopinggerüchte um seine Person aufgekommen: Das erste Re-Match gegen Klitschko am 9. Juli hatte der Brite zwei Woche zuvor wegen einer angeblichen Knöchelverletzung abgesagt. Zeitgleich hatte er bei der Fußball-EM in Frankreich mit englischen Fans in einer Bar in Nizza gefeiert. Zudem kam heraus, dass der 28-Jährige der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD zufolge wegen eines positiven Tests gesperrt worden war. Im November findet dazu eine Anhörung statt.

"Der Unwürdigste"

Fury hatte Klitschko im November 2015 durch einen Punktsieg überraschend als Mehrfach-Weltmeister entthront. Sollte ihm für den siegreichen WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko im Herbst des Vorjahres ein Doping-Vergehen nachgewiesen werden, müsste Klitschko seine Gürtel zurückerhalten.

Klitschkos Manager Bernd Bönte reagierte verärgert auf Furys Kapriolen. "Wenn das so stimmt, passt das in das Gesamtbild, das man von Fury nach seinen Anfeindungen etwa gegen Homosexuelle hat. Er ist für mich der unwürdigste Schwergewichts-Weltmeister, den ich persönlich kennengelernt habe", sagte Bönte.

Das Klitschko-Management hatte dafür gesorgt, dass die VADA ab September die Doping-Proben vornimmt – und prompt wurde Fury erwischt. "Wir bereuen mittlerweile, dass wir nicht schon vor dem ersten Kampf in die Verträge geschrieben haben, dass Dopingtests obligatorisch sind", sagte Bönte mit Blick auf die überraschende Punktniederlage von Klitschko im November letzten Jahres. (sid, APA, red, 3.10.2016)