Der spanische Architekt Pedro Pitarch überzeugte die Jury mit seiner Forschungsarbeit "Counternatures".

Foto: Martin Wacht

Was ist privat? Was öffentlich? Und sind die Grenzen heute noch erkennbar? Diese Fragen stellte sich der Madrider Architekt Pedro Pitarch. In seiner Forschungsarbeit "Counternatures. An Augmented Domesticity Theme Park" untersucht er das Verschwimmen der Grenzen zwischen Intimsphäre und Stadt. Das Resultat bittet förmlich darum, für die neue Häuslichkeit, in der wir leben, eine ebenso neue Form von Haus zu schaffen. Mit seinem Appell an Architekten, Bauträger und Investoren wurde er vergangene Woche mit dem Superscape Award ausgezeichnet.

"Mit Facebook holen wir uns die Welt ins Schlafzimmer", sagt Pitarch. "Wir machen Youtube-Videos im Wohnzimmer und lassen die Welt in Blogs an unserem Kochen teilhaben. Es ist schwer greifbar, was wir heute unter privatem Wohnen verstehen." Vor allem für die steigenden Wohn- und Grundstückskosten in den Großstädten könne diese Erkenntnis von Vorteil sein: "Indem wir wissen, wie viel wir heute ins Öffentliche auslagern, könnten wir einen Teil der Wohnflächen gemeinschaftlich, partizipativ, vielleicht sogar halböffentlich nutzen. Das wäre ein Impuls für das leistbare Wohnen von morgen."

110 Einreichungen aus 20 Nationen

Die 240 Seiten starke Idee überzeugte die Jury einstimmig. "Das Siegerprojekt reagiert auf die zunehmende Durchdigitalisierung unserer Umwelt", sagt Architektin und Mitjurorin Anna Popelka (PPAG). "Und zwar auf eine extrem detaillierte und auch poetische Weise. Damit liefert es uns Vorabantworten auf eine unausweichliche Zukunft, der wir uns alle stellen müssen."

Mit 110 Einreichungen aus 20 Nationen sorgte der von JP Immobilien ins Leben gerufene und biennal vergebene Preis weltweit für Aufsehen. Sinn und Zweck der mit 30.000 Euro dotierten Auszeichnung ist die Suche nach neuen Wohn- und Lebensformen. "Die Reduktion von Wohnraum ist ein weltweiter Trend", sagt Daniel Jelitzka, Geschäftsführer von JP Immobilien. "Mit dem Award wollen auch wir als Wohnbauträger neue Aspekte und Sichtweisen in unsere Arbeit einfließen lassen." (Wojciech Czaja, 8.10.2016)