Foto: APA/Pfarrhofer

Wien/Brüssel – Österreichs Unis stehen laut einer EU-Studie finanziell "unter Druck". Zwar bekommen die Hochschulen mehr Geld, der Anstieg an Studierenden ist aber viel höher als der Zufluss an finanziellen Mitteln, so die Studie der European University Association (EUA).

Konkret hat sich die öffentliche Finanzierung der Universitäten zwischen 2008 und 2015 inflationsbereinigt um 16,5 Prozent erhöht. Im europäischen Vergleich steht Österreich damit in puncto Geld-Anstieg nicht schlecht da, es belegt einen vorderen Mittelfeld-Platz. Da aber die Zahl der Studenten im gleichen Zeitraum noch stärker gewachsen ist, zählt die EUA-Studie das österreichische System zu den "wachsenden Systemen unter Druck".

Mittelfeld

Für die Studie verglich die EUA die öffentliche Uni-Finanzierung in 29 europäischen Staaten. Die höchsten Budgetsteigerungen hatten Deutschland, Dänemark, Luxemburg, Norwegen, Schweden und die Türkei mit inflationsbereinigten Zuwächsen zwischen 20 und 40 Prozent. Österreich reiht sich mit einem Plus von 16,5 Prozent gemeinsam mit Belgien und Polen in die Reihe der Länder mit Zuwächsen zwischen zehn und 20 Prozent. Auf einen leichten Zuwachs zwischen fünf und zehn Prozent kommt die Schweiz.

Eine stagnierende öffentliche Finanzierung der Unis verzeichnen Frankreich, Finnland, die Niederlande und Portugal. Kürzungen zwischen fünf und zehn Prozent mussten die Universitäten in Kroatien, Island, Slowenien und der Slowakei hinnehmen, Einbußen zwischen zehn und 20 Prozent die Hochschulen in Tschechien, Spanien und Italien. Zwischen 20 und 40 Prozent büßten die Unis in Estland, Ungarn, Irland, Litauen, Serbien und Großbritannien ein, sogar über 40 Prozent jene in Griechenland und Lettland.

Schweden, Norwegen vorn

Von allen Staaten mit einem Plus reiht die EUA aber nur Norwegen und Schweden in die Gruppe der "Frontrunner": Nur in diesen beiden Staaten stieg die öffentliche Finanzierung stärker als die Zahl der Studenten. Österreich, Belgien (flämischer Teil), Dänemark, Frankreich, Deutschland, Niederlande und die Türkei zählen zu den "wachsenden System unter Druck", deren ansteigende Uni-Budgets mit den Studentenzuwächsen nicht mithalten können.

Tschechien, Ungarn, Italien, Lettland, Litauen und die Slowakei sieht die EUA als "rückläufige Systeme unter Druck", in denen der Rückgang der Finanzierung stärker als der Rückgang der Studentenzahl ausfiel. Besonders stark blinken die Warnsignale in den "Systemen in Gefahr": Kroatien, Griechenland, Island, Irland, Spanien, Serbien und Großbritannien registrierten Einschnitte ins Budget bei wachsenden Studentenzahlen.

Einen weiteren Druckfaktor für das heimische Uni-System sieht die EUA in der Entwicklung der Zahl der Lehrenden. In den meisten Staaten gingen die Zahl der Studenten und jene des Uni-Personals Hand in Hand. Ausnahmen hier seien die Niederlande und Österreich, wo die Zahl der Studenten stärker gestiegen sei als die Zahl der Uni-Lehrer.

Ebenfalls unter die Lupe genommen wurde von der EUA die Entwicklung der öffentlichen Uni-Budgets zwischen 2015 und 2016. Hier liegt Österreich mit einem – allerdings nominellen – Plus von rund neun Prozent auf Platz zwei hinter der Türkei. Allerdings vergleicht die EUA lieber längere Zeiträume als nur einzelne Jahre, da es hier oft zu Fluktuationen komme. Als Beispiel dafür wird auch Österreich herangezogen: Hier seien 2016 mit dem neuen Budget für die gesamte Leistungsvereinbarungsperiode 2016 bis 2018 gleich die Mittel für den gesamten dreijährigen Zeitraum fixiert worden. (APA, 7.10.2016)