Nach Wales ist vor Serbien.

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Dusan Tadic ist einer von Serbiens Ballkünstlern.

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Wien – Marko Arnautovic legte Wert darauf, dass Österreich gegen Wales die "klar bessere Mannschaft gewesen ist". Er forderte ein, das Wort "klar" in Großbuchstaben zu schreiben. Einem zweifachen Torschützen schlägt man Wünsche nicht ab, also: KLAR. Arnautovic war beim 2:2 gegen Wales der Hauptprotagonist, die Leistung der gesamten Elf verdiente aber das Prädikat "über weite Strecken durchaus bemerkenswert". Zwei Rückstände wurden aufgeholt, Österreich hatte mehr Ballbesitz und ein Plus an Torchancen. Gareth Bale, ein absoluter Fachmann, lobte: "Die werden sehr viele Punkte holen, wir nehmen das Remis gerne."

Es war die Rückkehr (zumindest ihr Anfang) zu alten Tugenden, vielleicht ist die EM in Frankreich doch nur ein großer Betriebsunfall gewesen. Am Donnerstagabend wurde im Happel-Stadion richtiger Fußball gezeigt, die Automatismen griffen. Teamchef Marcel Koller sprach von einer reifen Leistung. "Ich habe den Spielern mitgeteilt, dass sie erwachsen geworden sind. Sie waren nie hektisch, haben ihre Positionen gehalten, haben die Ideen konsequent umgesetzt. Das ist eine Erfahrung, die wichtig ist."

Arnautovic dürfte seine Verwandlung vom vermeintlich Unerziehbaren, der Fettnäpfchen magnetisch anzieht, um in diese zu treten, zum Unersetzlichen vollendet haben. Trotzdem bezeichnet ihn Koller noch nicht als fertige Führungskraft. "Er ist auf dem Weg dorthin. Da kann noch mehr kommen." Zur positiven Entwicklung habe er, Koller, nur einen winzigen Teil beigetragen. "Das meiste kommt von ihm selbst, weil er zuhört."

Des Messers Schneide

Die Akteure gaben sich nicht dem Jammer, dem Selbstmitleid hin. Sie sprachen von einem "gewonnenen Punkt". Kapitän Julian Baumgartlinger: "Jede Partie steht auf des Messers Schneide, wir nehmen, was wir kriegen." Man habe gelernt, demütig zu sein. "Das tut jedem gut. Jetzt ist es wieder an der Zeit, Selbstvertrauen zu haben, mit breiter Brust aufzutreten." Diese wird am Sonntag notwendig sein, in Belgrad geht es gegen Serbien. Baumgartlinger: "Wir sind gewarnt, wissen aber auch, dass wir hinfahren, um etwas mitzunehmen."

Im Stadion Rajko Mitic dürfte es laut werden, Baumgartlinger erwartet einen "Hexenkessel". Arnautovic und Aleksandar Dragovic haben serbische Wurzel, für die beiden wird es eine durchaus "emotionale Angelegenheit". Eine unkontrollierbare Übermotivation ist auszuschließen, sie sagen: "Es geht immer nur um drei Punkte." Ob Tormann Robert Almer, der gegen Wales ausgetauscht werden musste, fit wird, entscheiden die Physiotherapeuten. Die verzwickte Wadenmuskulatur wird jedenfalls behandelt. Kevin Wimmer könnte wieder links in der Verteidigung aufgeboten werden, Koller ließ sich diese Option offen. Die Serben bezeichnete er "als sehr dribbelstark. Wir wollen frech und mutig spielen, unseren Weg weitergehen. Wir müssen so wie gegen Wales auftreten, ich sehe keine großen Unterschiede." Die Bilanz ist mit zwei Niederlagen negativ, beide resultieren aus der WM-Quali 2010 (0:1, 1:3).

Serbiens Teamchef, der 63-jährige Slavoljub Muslin, war mit dem 3:0 in Moldau hochzufrieden. Er warnte aber davor, abzuheben. Kapitän Branislav Ivanovic, er verteidigt für Chelsea, betonte die Wichtigkeit der Partie gegen Österreich: "Richtungsweisend, die haben Qualität. Wir müssen uns von der besten Seite zeigen." Gegen Moldau scorten neben Ivanovic auch Filip Kostic und Dusan Tadic, der Southampton-Legionär überragte, er war sozusagen der Arnautovic von Serbien. In der Rangliste ist man nur auf Platz 50., die Dürreperiode dürfte aber überstanden sein.

Samstagmittag fliegt die ÖFB-Abordnung nach Belgrad, am Abend findet das Abschlusstraining statt. Der schwedische Schiedsrichter Jonas Eriksson pfeift am Sonntag um 20.45 Uhr an. Baumgartlinger wird ihm die Hand schütteln, mit breiter Brust. (Christian Hackl, 7.10.2016)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu Serbien – Österreich:

Fußball-WM-Qualifikation/Gruppe D/3. Runde:
Serbien – Österreich (Belgrad, Stadion Rajko Mitic, Sonntag, 20.45 Uhr/live ORF eins, SR Jonas Eriksson/SWE)

Serbien: Stojkovic (Nottingham/69 Länderspiele) – Nastasic (Schalke/20/0 Tore), Ivanovic (Chelsea/88/12), Vukovic (Konyaspor/3/0) – Rukavina (Villarreal/35/0), Gudelj (Ajax Amsterdam/12/1), Milivojevic (Olympiakos/17/0), Kolarov (Manchester City/66/8) – Kostic (Hamburger SV/10/1), Pavlovic (Kopenhagen/3/0), Tadic (Southampton/38/10)

Ersatz: P. Rajkovic (Makabi Tel Aviv/3), Jovanovic (Aarhus/0) – S. Rajkovic (Palermo/19/0), S. Mitrovic (Gent/9/0), N. Maksimovic (Napoli/11/0), Mladenovic (Köln/4/0), Fejsa (Benfica Lissabon/22/0), Radoja (Celta Vigo/0), Katai (Alaves/2/0), Markovic (Sporting Lissabon/21/3), Tosic (ZSKA Moskau/75/11), A. Mitrovic (Newcastle United/22/4), Stojiljkovic (Braga/4/0)

Es fehlen: Matic (gesperrt), Ignjovski (erkrankt), N. Maksimovic (verletzt)

Österreich: Almer (Austria Wien/33) oder Özcan (Bayer Leverkusen/8) – Klein (VfB Stuttgart/42/0), Dragovic (Bayer Leverkusen/51/1), Hinteregger (FC Augsburg/19/1), Wimmer (Tottenham Hotspur/5/0) – Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/50/1), Alaba (Bayern München/51/11) – Sabitzer (RB Leipzig/23/3), Junuzovic (Werder Bremen/51/7), Arnautovic (Stoke City/57/13) – Janko (FC Basel/SUI/58/27)

Ersatz: Lukse (SCR Altach/0) – Prödl (Watford/59/4), Stangl (Red Bull Salzburg/0), Suttner (FC Ingolstadt/17/0), Ilsanker (RB Leipzig/18/0), Lazaro (Red Bull Salzburg/4/0), Schaub (Rapid Wien/1), Schöpf (Schalke 04/9/2), Gregoritsch (Hamburger SV/1), Hinterseer (FC Ingolstadt/11/0), Alar (Sturm Graz/0)

Es fehlt: Harnik (Wadenprobleme)

Fraglich: Almer (Wadenprobleme)