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Wann immer man glaubt, der Tiefpunkt sei nun erreicht im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, belehrt Donald Trump das Publikum eines Besseren. In St. Louis, bei der zweiten TV-Debatte mit Hillary Clinton, hat der von vielen in der eigenen Partei mittlerweile zum Schmuddelkind erklärte Milliardär neue Standards politischer Niveaulosigkeit gesetzt.

Und das nicht in erster Linie wegen seiner vor Unaufrichtigkeit triefenden Pseudoreue in Sachen sexuelle Belästigung von Frauen. Die hatte man erwartet. Trump kann einfach nicht anders: Er muss prahlen über sich und Frauen dabei als Objekte demütigen und hinterher gegen andere austeilen.

Frösteln ließ der von nackter Verzweiflung geprägte Auftritt des in den Umfragen massiv abgesackten Geschäftsmannes auch nicht durch die lawinenhaft vorgebrachten falschen oder übertriebenen Wirklichkeitsbeschreibungen ("Amerikas Innenstädte sind in jeder Hinsicht ein absolutes Desaster"). Sondern durch sein bedenkliches Demokratieverständnis.

Angriffe weit über dem Zulässigen

Hillary Clinton in Serie ohne jedes belastbare Faktum der Lüge zu bezichtigen und ihr ein Herz voller Hass anzudichten ist bereits weit über dem Zulässigen. Ihr für den Fall, dass Trump die Wahl gewinnt, mit einem Sonderermittler zu drohen und sie wegen ihrer E-Mail-Affäre ins Gefängnis stecken zu lassen bricht dagegen mit allen Konventionen.

Was Trump hier unzweideutig tut, trägt autokratische Züge. Indem er auf seinem machohaften Feldzug gegen Clinton ohne Zögern die Gewaltenteilung ignoriert und über die Unabhängigkeit der Gerichte einfach hinwegschwadroniert, entpuppt sich der Unternehmer als lupenreiner Antidemokrat. Der Staat und die Wahrheit und das Maß aller Dinge, das ist für ihn nur einer – Donald J. Trump. Seine Sicht auf die Dinge lässt an eine Bananenrepublik denken. Würde er Präsident, Amerikas innerer Friede wäre aufgekündigt. (Frank Herrmann aus Washington, 10.10.2016)