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Die Demonstrationen in mehreren südafrikanischen Städten sind Teil einer landesweiten Kampagne gegen hohe Studiengebühren.

Foto: Reuters

Tränengas und Rauchgranaten nebelten den Campus der Witwatersrand-Universität in Johannesburg ein, als die Polizei am Montag gegen demonstrierende Studenten vorrückte. Dabei flogen Gummigeschoße und Steine durch die Luft, Studenten gingen in Deckung. Polizisten in Kampfausrüstung stürmten auf die wütenden Studierenden zu, die in das nahe Stadtviertel Braamfontein zogen. Dort brach Chaos aus: Ein Bus wurde in Brand gesetzt, zahlreiche Geschäfte wurden geplündert.

Zahlreiche Studenten sind bei den Unruhen an der Lehranstalt verletzt worden. Studentenvertreter distanzieren sich offiziell von den mutwilligen Zerstörungen in dem Uni-Viertel. Was als Protest gegen Studiengebühren geplant war, gerät jedoch schon seit Tagen zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Johannesburger Polizei. Auch an anderen Universitäten wie Kapstadt kam es zu Gewalt zwischen Polizei und Studenten.

Damit eskaliert ein wochenlanger Konflikt an Südafrikas Hochschulen. Seit September war die jüngste Protestwelle an den Universitäten des Landes gewachsen. Die Studenten fordern ein Ende der Studiengebühren, die vor allem vielen jungen Schwarzen eine Hochschulausbildung nur schwer zugänglich machen. Bildungsminister Blade Nzimande hatte empfohlen, die Gebühren für 2017 um bis zu acht Prozent zu erhöhen.

Anhaltende Ungleichheit

"Die Armut und Nöte der Studenten armer Haushalte sind sehr real", sagt der politische Kommentator Max Du Preez. Aber die Ursache für die Proteste gehe tiefer: "Studenten sind unglücklich über der Unfähigkeit der Post-Apartheid-Regierung, die Ungleichheit zu ändern."

Aktuell betragen die Gebühren an der Universität zwischen 1.930 Euro und 3.800 Euro pro Jahr. Bildungsminister Nzimande sieht in der inflationsbedingten Anhebung einen Mittelweg: Die Studiengebühren sollen zwar steigen, doch für die zusätzlichen Kosten soll bei Studenten aus Elternhäusern mit einem geringen Einkommen der Staat aufkommen.

Nzimande schätzt, dass 70 bis 80 Prozent der an den Hochschulen Eingeschriebenen davon betroffen sind. "Wir können nicht unsere Universitäten zerstören, um Gebührenerhöhungen für die Reichen zu vermeiden", erklärte er in südafrikanischen Medien. (Martina Schwikowski aus Johannesburg, 11.10.2016)