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Die Trennung der Eltern oder der plötzliche Tod von Mutter oder Vater zählt zu den schlimmsten Erfahrungen, die ein Kind machen kann. Wie sehr sich solche einschneidenden Ereignisse auf die Gesundheit eines Kindes auswirken können, zeigt eine britische Studie, die im Archives of Disease in Childhood veröffentlicht wurde. Das zentrale Ergebnis: Wer vor dem siebten Lebensjahr einen Elternteil verliert ist stärker gefährdet, bereits vor der Pubertät zu Zigaretten und Alkohol zu greifen.

Bislang ist bekannt, dass traumatische Erfahrungen im Kindesalter sich auf die geistige und körperliche Fitness im Erwachsenenleben auswirken können. Außerdem: Wenn Kinder einen Elternteil verlieren, steigt die Gefahr, dass sie als Erwachsene ein erhöhtes Gesundheitsrisiko aufweisen.

Formale Bildung der Elten hat keinen Einfluss

Neu ist, dass betroffene Kinder häufig schon vor dem Teenageralter zu Suchtmitteln wie Zigaretten oder Alkohol greifen. Ausgangsbasis für die Beobachtungsstudie war die britische Millennium Cohort Study. Darin sind auch die Gesundheitsdaten von fast 11.000 Kindern enthalten. Im Sample hatte rund jedes vierte Kind bis zum siebten Lebensjahr den Verlust eines Elternteiles zu beklagen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder schon vor dem elften Lebensjahr zu rauchen beginnen, war mehr als doppelt so hoch als bei Kindern, die mit beiden Elternteilen zusammenwohnten. Was den frühzeitigen Alkoholkonsum betrifft, war das Risiko um knapp die Hälfte höher. Auch die Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren wie der formale Bildungsgrad der Elten hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Zudem gab es keinen Unterschied zwischen Mädchen und Buben.

Die Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass für das frühzeitige Suchtverhalten zahlreiche Mechanismen zusammenspielen. Die reduzierte Aufsichtsmöglichkeit durch Mutter oder Vater zählen die Forscher ebenso dazu wie die "entlastende" Wirkung von Alkohol und Zigaretten. "Besonders Nikotin hat psychoaktive Eigenschaften, die zur Stimmungsregulierung beitragen können", betonen die Autoren.

Defizite der Studie

Die Forscher weisen allerdings auf mehrere Schwächen der Untersuchung hin: So handelt es sich um eine reine Beobachtungsstudie, die keine Aussagen über etwaige Kausalitäten zulässt. Ebenso wurde nur die Zeit bzw. die Abwesenheit eines Elternteils bis zum siebten Lebensjahr der Kinder für die Analyse herangezogen. Mögliche prägende Ereignisse zwischen dem siebten und elften Lebensjahr blieben demnach unberücksichtigt. (maka, 23.10.2016)