Zerstörer USS Mason (Archivbild).

Foto: APA/AFP/Navy Visual News Service

Sanaa – Nach über eineinhalb Jahren Bürgerkrieg im Jemen haben die USA erstmals offiziell in den Konflikt eingegriffen. Dem Pentagon zufolge wurden am Donnerstag Radaranlagen an der jemenitischen Küste im Gebiet der Huthi-Rebellen zerstört. Die USA begründeten den Angriff damit, dass zum zweiten Mal binnen vier Tagen der US-Zerstörer Mason vor der Küste Jemens aus Huthi-Gebiet beschossen worden sei. Mindestens eine Rakete aus dem Gebiet der schiitischen Rebellen sei abgewehrt worden. Überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Huthis kämpfen gegen sunnitische Regierung

Die schiitischen Huthis kämpfen im Jemen gegen die von den sunnitischen Golfmonarchien und den USA unterstützte sunnitische Regierung. Sie beherrschen Teile vor allem im Norden des Landes sowie die Hauptstadt Sanaa. Eine saudisch geführte Militärkoalition unterstützt die Regierung und bombardiert die Huthis aus der Luft. Dabei starben auch immer wieder zahlreiche Zivilisten.

Angriff auf Trauerfeier mit US-Bomben

Unterdessen wurde bekannt, dass der verheerende Angriff auf eine Trauerfeier in der Hauptstadt Sanaa am Samstag mit mindestens einer Bombe amerikanischer Bauart ausgeführt wurde. Dabei waren nach UN-Angaben mindestens 140 Menschen getötet worden. Der Angriff erfolgte wahrscheinlich von der saudisch geführten Militärkoalition. Angriffe auf die Mason könnten eine Vergeltung dafür sein. Die Huthi-Rebellen bestreiten allerdings, den US-Zerstörer beschossen zu haben.

Nach US-Angaben gab es bei zwei Angriffen auf die Mason weder Verletzte noch Schäden. Die nun zerstörten Radaranlagen seien an den Raketenangriffen beteiligt gewesen, hieß es vom Ministeriumssprecher. US-Präsident Barack Obama habe den Gegenschlag mit Tomahawk-Marschflugkörpern genehmigt.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bezeichnete den Angriff auf die Trauerfeier als Kriegsverbrechen. Dabei sei mindestens eine lasergesteuerte Bombe des US-Typs GBU-12 Paveway II eingesetzt worden. Dies belegten Fotos, die Überbleibsel der Waffe am Tatort zeigten, teilte HRW am Donnerstag mit.

HRW forderte die Vereinigten Staaten sowie Großbritannien und andere Regierungen auf, keine Waffen mehr an Saudi-Arabien zu verkaufen. Auch deutsche Rüstungsunternehmen machen Geschäfte mit dem Königreich. (APA, 13.10.2016)