Der US-Musiker Bob Dylan erhielt den Literaturnobelpreis 2016.

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Viel fehlt ihm jetzt nicht mehr. Ein Sieg in Wimbledon, ein Triumph bei der Fußballweltmeisterschaft vielleicht, ansonsten gibt es wenige Preise, die Bob Dylan nicht erhalten hat. Nun hat er den Literaturnobelpreis verliehen bekommen, für "seine poetischen Neuschaffungen in der großen amerikanischen Gesangstradition".

Der am 24. Mai 1941 in Duluth im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Zimmerman geborene Singer-Songwriter erforscht in seinem Werk Folk, Blues, Gospel, Country, Rock 'n' Roll, Jazz ... – es gibt wenig, das er ausgelassen hat, aber fast nichts, das er nicht bereichert und erweitert hätte. 1962 erschien sein titelloses Debütalbum, 2016 sein 37. Album, eine Heimsuchung von Liedern Frank Sinatras.

Dazwischen liegt eine Karriere, in der Dylan jede Menge Haken schlug, Hippie-Gott war, zum Christentum konvertierte, mit den Traveling Wilburys die Popcharts eroberte oder sinistre autobiografische Alben veröffentlichte. Eines eint seine Werke: Sie haben sich nie um Moden geschert.

Dylan variiert seine Kunst nach seinen Interessenslagen, kompromisslos, am Publikumszuspruch nur peripher interessiert. Als der Folkie Dylan 1965 plötzlich auf elektrisch verstärkte Gitarre umsattelte und dafür von Fans Judas-Rufe erntete, war das nur eine erste Radikalwende.

Bis heute unterliegt sein Werk ständigen Neudefinitionen. Dabei sind Jahrhundertsongs wie "Like A Rolling Stone" oder "Blowin' In The Wind" entstanden. Wer sich auf diesem Planeten dazu entschließt, Singer-Songwriter zu werden, muss sich an ihm messen. His Bobness, wie ihn Fans ehrfürchtig nennen, ist das egal, er vertieft sich lieber in New-Orleans-Jazz oder Jump-Blues-Aufnahmen aus der Steinzeit der dokumentierten Musik.

Dylan ist Vater von sechs Kindern (fünf leibliche, ein adoptiertes) und erinnert sich an zwei Exfrauen. Wenn er nicht nach wie vor auf seiner 1988 begonnen Never Ending Tour die Welt bereist, sitzt er zu Hause in Kalifornien und malt.

Die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an ihn würdigt die Popkultur als eigene Literaturform des 20. und 21. Jahrhunderts. "Dass über ihn diese Gattung geehrt würde, da dürfte sich das Komitee nicht zu vornehm dafür sein," sagte Autor Michael Köhlmeier zu Dylans 75er im STANDARD-Interview. Nun war es also so weit und hat dennoch viele überrascht. Vielleicht sogar Dylan. Doch der wusste schon 1964: "The times, they are a-changing." (Karl Fluch, 13.10.2016)