Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne), Studienautorin Eva Häfele und Frauenreferentin Monika Lindermayr (re.) präsentierten triste Daten.

Foto: Landespressestelle

Bregenz – Mädchen aus drei Ländern werden sich am 5. November zum ersten grenzüberschreitenden Mädchenparlament in Bregenz treffen. Die Veranstaltung ist Teil eines Aktionsprogramms zur Erhöhung des Frauenanteils in Entscheidungsgremien. Mit dem Parlament für 14- bis 16-Jährige soll das Interesse an Politik geweckt werden. Denn Frauen sind in politischen Gremien und in den Führungsetagen der Privatwirtschaft immer noch eine Minderheit.

Was tagtäglich spür- und sichtbar ist, wurde nun im Auftrag Vorarlbergs, Liechtensteins und Graubündens durch ein Interreg-Projekt belegt: Es ist zwar 2016, aber Frauen in Führungspositionen sind in den drei ländlich-industriellen Regionen noch immer eine Minderheit, abgesehen vom Pflegebereich und den Direktionen von Volksschulen – dort ist das männliche Griss um Plätze in den Leadingteams geringer.

Langsame Veränderung

2011 beschloss der Vorarlberger Landtag, dass in Betrieben, die im Landesbesitz sind, der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten "nach Möglichkeit" auf 25 Prozent anzuheben sei. Gelungen ist das bisher nicht. Nur das Land fand "Möglichkeiten", Frauen in die Aufsichtsräte zu entsenden, man schaffte 36 Prozent bei den Neubestellungen.

Insgesamt liegt der Anteil mit 19 Prozent aber immer noch weit unter dem angepeilten Viertel. An geeigneten Frauen fehlt es nicht. 35 Frauen, die den Lehrgang "Aufsichtsratskompetenz Kompakt" von "Frau in der Wirtschaft" absolviert haben, finden sich in der Datenbank der Organisation. Ein weiterer Lehrgang ist ausgebucht. Wie viele Männer sich für ihre Aufgabe als Aufsichtsräte weiterbilden, geht aus der Studie nicht hervor.

Noch geringer als in öffentlichen Firmen und Beiräten ist der Frauenanteil in den Führungsetagen der Privatwirtschaft. Sechs Prozent der Führungskräfte der 30 größten Betriebe sind weiblich, auch in den Nachbarländern Liechtenstein und Graubünden liegt der Anteil weit unter zehn Prozent. Lediglich im Pflege- und Sozialbereich kommen die Frauen auf einen Drittelanteil, bei der Pflegedienstleitung auf 42 Prozent.

Hoher Frauenanteil nur an Volksschulen

Den höchsten Anteil an weiblichen Führungskräften findet man an Schulen. 48 Prozent der Schulleitungen in Vorarlberg sind mit Frauen besetzt. Die hohe Frauenquote kommt durch den Frauenüberhang an Volksschulen zustande. Direktorinnen an Gymnasien sind hingegen eine Rarität.

Fazit nach Lektüre der Datenerhebung: Geht die Gleichstellung in diesem Tempo weiter, müssen sich auch noch die Urenkelinnen der Auftraggeberinnen gegen Ungleichbehandlung wehren. (Jutta Berger, 19.10.2016)