Spontane Hilfsbereitschaft galt lange Zeit als Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Kürzlich fand man sie auch bei Affen und nun reihen Wiener Forscher Blauelstern ebenfalls zu jenen Tieren, die ihren Artgenossen von sich aus uneigennützig helfen.

Foto: Gantulga Bayandonoi

Wien – Die Elster hat nicht den besten Ruf, ist sie doch vor allem dafür bekannt, glitzernde Dinge zu finden, bevor sie Menschen verloren haben. Ihre asiatische Verwandte hingegen, die schmucke Blauelster, beeindruckt durch ein besonders soziales Verhalten, wie Biologen von der Universität Wien in den "Biology Letters" der Royal Society berichten: Die Vögel nützen jede Gelegenheit, um ihren Artgenossen Futter zur Verfügung zu stellen, auch wenn sie selbst keine Belohnung dafür erhalten.

Man vermutet, dass proaktives, prosoziales Verhalten – anderen spontan etwas zukommen zu lassen, ohne eine direkte Gegenleistung zu erwarten – bei Menschen in der Urzeit entstand, weil sie sich in der Gruppe gemeinsam um ihre Kinder kümmerten, so die Forscher um Lisa Horn vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien. Diese Hypothese wurde plausibler, als man auch bei Affenarten, die ihre Nachkommen gemeinschaftlich aufziehen, spontane, uneigennützige Hilfsbereitschaft beobachten konnte.

In Asien lebenden Blauelstern versorgen ebenfalls ihren Nachwuchs gemeinsam in der Gruppe, die in freier Wildbahn meist aus rund 20 Vögeln besteht, erklärte Horn. Sobald die jungen Elstern geschlüpft sind, werden sie nicht nur von den Eltern, sondern auch von anderen Gruppenmitgliedern gefüttert, sagte sie.

Futter per Wippe

Die Forscher haben nun an der Uni Wien untersucht, ob Blauelstern so wie Primaten und Menschen ihren Artgenossen spontan und uneigennützig helfen. Dazu konstruierten sie eine spezielle Wippe, die sie am Käfig installierten. Wenn sich ein Vogel auf eine bestimmte Sitzstange an dieser Wippe setzte, kippte ein Brett mit einem Futterstück in die Reichweite einer anderen Sitzstange. Die Vögel konnten sich nicht selbst daran laben, denn wenn sie ihre Position verließen, klappte das Brett samt Futter wieder weg. Allerdings konnten sie so ihre Artgenossen uneigennützig bedienen. Dies taten sie rege über mehrere Versuchsrunden hinweg, berichten die Forscher.

Hie und da saß auf der zweiten Sitzstange schon eine Elster, die dann über die Wippe mit Mehlwürmern oder Grillen versorgt wurde, meist jedoch ließ sich ein Vogel zunächst auf der "Geber-Stange" nieder, und dann erst kam ein anderer zur "Nehmer-Sitzstange", um sich das Geschenk abzuholen. "Die Vögel stellten ihren Gruppenmitgliedern Futter also ganz spontan zur Verfügung, ohne dass diese darum betteln mussten", erklären die Forscher. (red, APA, 21.10.2016)