Der Kulturausschuss spricht sich für mehr Frauenförderung in der österreichischen Filmbranche aus.

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Wien – Eine ausgeglichene Beteiligung von Frauen bei der Filmförderung haben SPÖ, ÖVP und Grüne am Dienstag im Kulturausschuss des Parlaments gefordert. Ein Antrag der grünen Abgeordneten Berivan Aslan und Wolfgang Zinggl, der die österreichische Filmbranche als zu stark männerdominiert kritisiert, war Grundlage eines gemeinsamen Entschließungsantrags von SPÖ, ÖVP und Grünen.

Quote oder Anreizsystem

Darin wird mehr Transparenz in der Darstellung der Budgetverteilung nach Geschlechtern gefordert. Zudem soll ein Anreizsystem kommen, das mehr Filmemacherinnen in die Projektanträge der Filmfirmen integriert. "Ob wir es Quote oder Anreizsystem nennen, ist mir persönlich egal. Hauptsache, Filmfirmen nehmen ihren Auftrag zur Förderung von Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen und Produzentinnen in Zukunft ernst", sagt die grüne Frauensprecherin Aslan.

"Um weibliche Filmschaffende zu stärken, braucht es neben Mentoring-Programmen und Vernetzung auch ein Fördersystem, das eine geschlechtergerechte Mittelvergabe im Auge hat – sowohl bei den Förderstellen des Bundes als auch beim ORF als einem wichtigen Player des österreichischen Filmschaffens", sagt die SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel.

Gender-Gerechtigkeit einfordern

ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter meinte, es gehe darum, ein klares Marktversagen der Filmbranche zu beheben, durch das Frauen klar benachteiligt werden. In die Filmförderung fließe viel Steuergeld, daher könne die Kulturpolitik auch Gender-Gerechtigkeit einfordern.

So soll künftig laut Antrag in den verschiedenen Förderstellen des Bundes ein "Gender Budgeting" etabliert werden, um für mehr Transparenz bei der Vergabe zu sorgen. Gestärkt werden sollen demnach auch die Arbeitsstipendien im Bereich Drehbuch, in dem vergleichsweise viele Frauen tätig seien. Auch der ORF solle in die Verantwortung genommen werden: Die Regierung wird im Antrag aufgefordert, mit dem ORF in einen Dialog zu treten, um "den Fokus auf Filme mit starker weiblicher Beteiligung zu stärken und Gender Budgeting zu etablieren".

Zahlen zur Verteilung der Filmförderung

Die Benachteiligung weiblicher Filmschaffender wurde durch Zahlen untermauert: Laut einer Erhebung von FC Gloria – Frauen Vernetzung Film gehen mehr als drei Viertel der österreichischen Fördermittel in der Filmbranche an Männer. Ausgehend von Zahlen der beiden höchstdotierten Institutionen, dem Österreichischen Filminstitut (ÖFI) und dem Filmfonds Wien (FFW), rechnete das Frauennetzwerk für die vergangenen fünf Jahre hoch, dass Männer 78 Prozent der Fördergelder erhalten und nur 22 Prozent an Regisseurinnen, Produzentinnen und Drehbuchautorinnen gehen.

Im Fernsehbereich sei das Missverhältnis noch stärker – hier geht der Verein FC Gloria von einem Frauenanteil von nur zwölf Prozent aus. Demgegenüber steht die Zahl der Absolventinnen der Filmakademien, bei der der Frauenanteil bei 40 Prozent liegt. FC Gloria hat sich in den vergangenen Jahren für Maßnahmen im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit und Diversität im Filmbereich eingesetzt und freut sich über die "wichtige Entscheidung", wie es in einer Aussendung des Vereins heißt.

Auch die Grünen sehen im Regierungsantrag einen "ersten Schritt in die richtige Richtung", kritisieren aber, dass es "bedauerlicherweise weiterhin keine geschlechtsspezifische Datenanalyse aller österreichischen Filmfördergelder geben", sagt Aslan. Künftig werden weiterhin lediglich die Filmfördermittel des Bundes geschlechtsspezifisch ausgewertet. Wie die Länder und andere öffentliche Förderstellen ihre Gelder verteilen wird nicht erhoben. (red, APA, 19.10.2016)