Österreich, so heißt es, sei eine Skination. Und tatsächlich: In keiner anderen Sportart kommt es einer kleinen Tragödie gleich, wenn keine Österreicherin oder kein Österreicher auf dem Podest steht. Von einer sieglosen Serie ganz zu schweigen – dann werden Krisen ausgerufen.

Siegläufer in allen Disziplinen, so lautet der Anspruch. Und dahinter ein starkes Team. Ein Marcel Hirscher reicht nicht. Kein Wunder, die Geschichte des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) ist in der 50-jährigen Historie des Weltcups von Erfolg geprägt.

Durststrecke: Zwischen 1971 und 1997 konnten die ÖSV-Herren nicht den Gesamtweltcup gewinnen. Mit Hermann Maier kam der Erfolg zurück.

In einem halben Jahrhundert konnte Österreich insgesamt 31 große Kristallkugeln gewinnen, 14 bei den Herren und 17 bei den Damen. Lediglich in elf von 50 Saisonen schaffte kein ÖSV-Herr den Sprung unter die besten drei. Und auch 2016/17 sollte mit Marcel Hirscher ein Spitzenplatz möglich sein. Cheftrainer Andreas Puelacher rechnet mit ihm "ganz vorne".

In den vergangenen Jahren hat er zum Punktekonto Österreichs in den technischen Disziplinen den Großteil der Punkte beigetragen.

Marcel Hirscher ist in den technischen Disziplinen nicht wegzudenken. Und tut man es doch, bleibt nur noch die Hälfte der Punkte übrig.

Vor Hirscher hat die "goldene Generation" die Erwartungen der Skination nach oben geschraubt. Hermann Maier, Stephan Eberharter und Benjamin Raich fuhren zu ihren Glanzzeiten von Erfolg zu Erfolg. Bei den Damen war es in den Speed-Bewerben mit Alexandra Meissnitzer, Michaela Dorfmeister und Renate Götschl kaum anders.

Aber davor?

Nach Annemarie Moser-Pröll war im Gesamtweltcup der Damen für Österreich vorerst Schluss. Ehe Petra Kronberger den Gesamtweltcup drei Mal in Folge gewann (1990, 1991, 1992), dominierten in den 80er-Jahren jahrelang die Konkurrentinnen aus der Schweiz den Gesamtweltcup.

Bei den Herren sah man ein ähnliches Phänomen: Nach Karl Schranz dauerte es 28 Jahre, bis wieder ein ÖSV-Athlet den Gesamtweltcup für sich entschied. Es war Hermann Maier – in jener Saison, als er bei der Olympia-Abfahrt in Nagano 1998 zu Sturz kam. In der Zeit dazwischen wechselten sich fünf Nationen an der Spitze ab: Italien, Schweden, USA, die Schweiz und Luxemburg.

Dominantester Fahrer seiner Zeit war der Schwede Ingemar Stenmark: 86 Siege, 46 im Riesentorlauf, 40 im Slalom. Dass es nicht mehr als drei große Kristallkugeln wurden, lag an den Regeln: Nur die fünf besten Ergebnisse einer Disziplin wurden pro Jahr in die Wertung miteinbezogen.

Für den Techniker Stenmark ein Nachteil, für seine Kontrahenten ein Vorteil. Den Rekord an Einzelsiegen hält aber bis heute. Hirscher hat bisher weniger als halb so viele Siege gesammelt (39).

Was den Medaillenspiegel nach Nationen betrifft, führt Österreich souverän...

Eine ansehnliche Sammlung an Podiumsplätzen.

Die Bilanz von Österreichs Herren...

  • in der Abfahrt wurden 44 Prozent aller kleinen Kristallkugeln gewonnen.
  • im Riesentorlauf und im Slalom sind es jeweils 24 Prozent aller möglichen Titel..

Die Bilanz der ÖSV-Damen fällt besser/schlechter aus als jene der Herren:

  • In der Abfahrt haben die Damen 36 Prozent aller kleinen Kristallkugeln gewonnen.
  • Im Riesenslalom ging die Weltcupkugel in 12 von 50 Fällen an den ÖSV (24 Prozent).
  • Im Slalom haben die Damen eine Ausbeute von 22 Prozent erreicht.

Dieses Jahr ruhen die Hoffnungen auf Anna Veith. Nach einer verletzungsbedingten Pause in der Vorsaison will sie heuer wieder an den Start gehen. Die Vorzeichen stehen schlecht: Den Auftakt in Sölden hat sie abgesagt: "Ich habe gemerkt, dass ich noch mehr Zeit brauche." (Gerald Gartner, Markus Hametner, 23.10.2016)