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Schlagabtausch zwischen dem ehemaligen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso und dem freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. Barroso sagte, Hofers Vorschlag, Flüchtlingslager in Afrika zu errichten, erinnere ihn an die Konzentrationslager der Nationalsozialisten.

Foto: Reuters/Albouy

Genf/Wien – Der frühere EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer haben sich am Donnerstagabend hitzige Wortgefechte bei einer Podiumsdiskussion an der Genfer Universität für Internationale Studien (IHEID) geliefert. Barroso sagte dabei, dass ihn Hofers Vorschlag für Flüchtlingslager in Afrika an die Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg erinnere.

Dutzende Studenten protestierten in dem vollbesetzten Hörsaal gegen die Anwesenheit des FPÖ-Politikers. Sie hielten während jeder seiner Wortmeldungen Schilder mit den Aufschriften "Keine Grenzen" und "Sag nein zu Rassismus" in die Höhe. Eine Studentin, deren Eltern bosnische Kriegsflüchtlinge sind, verlas eine Petition, in der sie der FPÖ die Verbreitung von Rassismus, Islamophobie, Homophobie und Sexismus vorwarf. Zwischenrufe aus dem Publikum quittierte Hofer mit der Aussage, das sei "nicht tolerant".

Hofer kontert auf persönlicher Ebene

"Ich mag Österreich. Aber bestimmte Personen mag ich nicht", sagte Barroso, der Gastprofessor am Genfer Graduate Institute ist. Nach Ansicht des früheren portugiesischen Ministerpräsidenten könnte die EU problemlos vier bis fünf Millionen Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Mitgliedstaaten solidarisch wären. Doch die von Hofer vertretene Idee von "sicheren Gebieten" in Nordafrika, in denen Asylanträge geprüft werden sollen, erinnere ihn an "Konzentrationslager".

graduateinstitute

Hofer ließ diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen. "Es ist immer das Gleiche", sagte er und wechselte sofort auf die persönliche Ebene. "Was ist mit Ihnen, haben Sie Flüchtlinge zu Hause? Sie sind ein reicher Mann. Haben Sie Flüchtlinge zu Hause? Haben Sie?", sagte der FPÖ-Politiker in Richtung des früheren EU-Kommissionspräsidenten.

Als Barroso in den folgenden Wortgefechten lauter wurde, sagte Hofer: "Schreien Sie nicht. Sie haben den Krieg (im Irak) unterstützt. Das ist wahr. Das ist wahr, und deshalb sind Sie so nervös." Während seiner Zeit als portugiesischer Ministerpräsident hatte Barroso zum Lager jener EU-Spitzenpolitiker gezählt, die den Irak-Krieg unterstützten. So richtete er kurz vor Kriegsbeginn auf den Azoren einen Gipfel mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush aus, bei dem ein letzter Versuch für eine diplomatische Lösung des Konflikts mit dem damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein unternommen wurde. (APA, Reuters, 21.10.2016)