Wien – "Vielleicht wäre es besser, das Wort ,freiwillig' mit dem Wort ,unbezahlt' zu ersetzen." Romy Schneider bewirbt sich in Jakub Kavins Stück Wir Hungerkünstler als Mitglied in einem Chor. Die Teilnahme ist, so lautet die Ausschreibung, freiwillig. Über die ungerechte Verteilung von Gehältern und das Überleben des Künstlers an sich geht es in Karvins Theaterprojekt, dem eine Recherche im etablierten Künstlermilieu vorausging.

Schauspieler Cornelius Obonya, Manuel Rubey oder Angelika Niedetzky, Schriftsteller Franzobel, Maler Hermann Kremsmayer, Rapperin EsRap oder Pianistin Maria Radutu wurden über ihr künstlerisches Dasein befragt. Ihre Aussagen über Existenzängste webte Kavin in seinen Theatertext ein. Daneben bieten Kafkas Erzählung Ein Hungerkünstler und Uwe Mauchs Buch Die Armen von Wien weitere textliche Grundlagen. Der auf den Straßen herumirrende Künstler in Knut Hamsuns Roman Hunger ist die dreigeteilte – weil drei Schauspieler – Hauptfigur im Stück, das auch den Burgtheaterskandal thematisiert. Auch "Hartmann" hat einen Auftritt.

Dementsprechend lose ist die Handlung, die Atmosphäre ist unbehaglich – vermutlich gewollt. Vor dem Einlass tummeln sich bereits Mephisto, eine bettelnde Künstlerin und andere Gestalten im Foyer, während der Pause liegt Knut Hamsun hustend und elend auf den freien Sitzplätzen herum. Aufgegessene Förderungsabsagen werden im Stück herumgespuckt.

Am Schluss steht das ganze große Ensemble zum größten Teil nackt auf der Bühne. Im Kollektiv leidet es sich doch am besten. Dem Premierenpublikum hat es gefallen. (kst, 21.10.2016)