Der US-Hedgefonds Cerberus ist 2007 in die Bawag PSK eingezogen, mit dem Exit hat es bisher nicht geklappt.

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Wien – Fast zehn Jahre nach seinem Einstieg in die Bawag PSK dürfte US-Hedgefonds Cerberus nun einen Großteil seiner Beteiligung verkaufen. Der kanadische Pensionsfonds Canada Pension Plan (CPP) soll zwischen 30 und 40 Prozent erwerben wollen, es gebe "relativ konkrete Gespräche", berichtet ein mit der Sache Vertrauter. Die Due Diligence, also die Prüfungsphase, ist noch nicht abgeschlossen.

Cerberus – dem Fonds gehören 52 Prozent der Bawag – würde aber auch bei einem Verkauf an die Kanadier für die Führung der Bank verantwortlich bleiben. Rund 40 Prozent seiner Bawag-Anteile hat Cerberus vor rund vier Jahren an US-Hedgefonds Golden Tree verkauft. Den Rest der Anteile halten in- und ausländische Aktionäre.

Von der Bawag gibt es keine inhaltliche Stellungnahme, man kommentiere "keine Marktspekulationen oder Gerüchte". Die Bankeigner seien aber "überzeugt, dass es zu einer Konsolidierung am europäischen Bankmarkt kommen wird, und prüfen weiterhin mehrere strategische Optionen für die Bank", hieß es auf Anfrage.

Cerberus hat die damalige Gewerkschaftsbank 2007 nach deren Fastpleite um rund 3,2 Milliarden Euro gekauft. Dem viel rascher geplanten Exit des Hedgefonds (verwaltet 29 Milliarden Dollar) kamen die Finanzkrise und ihre Folgen dazwischen. Bankchef Byron Haynes und sein Team verpassten Braut Bawag eine radikale Abmagerungskur.

Abverkauf des Tafelsilbers

Sie versilberten die Töchter in Osteuropa und Beteiligungen wie Bösendorfer oder Stiefelkönig, konzentrierten sich aufs Geschäft in Österreich und simple, einheitliche Produkte für die 1,6 Mio. Kunden (Retail und kleine Unternehmen). Filialen wurden geschlossen, jede Menge Mitarbeiter mussten gehen, der Sozialplan namens Bolero wurde bis Ende dieses Jahres verlängert. Seit 2011 hat die Bawag rund 250 Mio. Euro für den Sozialplan springen lassen (Stand August).

Heute ist die viertgrößte Bank Österreichs (35,5 Milliarden Euro Bilanzsumme) die profitabelste des Landes. 2015 stieg ihr Nettogewinn um rund ein Viertel auf 418 Mio. Euro, die Risikokosten wurden halbiert. Die Kosten-Ertrags-Relation lag bei 46,7 Prozent. Zum Vergleich: Die Bank Austria verfolgt gerade das Ziel, die Cost-Income-Ratio von 80 auf 60 Prozent zu drücken; bei der Erste Group lag diese Relation zuletzt bei rund 57 Prozent. Die Eigenkapitalrentabilität betrug bei der Bawag Ende des Vorjahres 16,2 Prozent, bei der Erste Group waren es lediglich 9,1 Prozent.

Für Aktionär Cerberus waren mit dem Rekordergebnis 2015 acht Diätjahre vorbei. Die Amerikaner, die übrigens nicht gerade für einen pfleglichen Umgang mit ihren Mitarbeitern in Österreich bekannt sind, bekamen erstmals eine Dividende ausbezahlt – und zwar 325 Mio. Euro. Bis dahin hatte auf Basis einer EU-Auflage ein Dividendenverbot gegolten, denn auch die Bawag hatte ja wiederholt Staatsgeld bekommen. Das letzte davon wurde Ende 2014 zurückgezahlt, erst damit war der Weg für eine Gewinnausschüttung an die Aktionäre frei.

Mit CPP (der Investmentmanagement-Zweig des Fonds heißt CPPIB) bekäme die Bawag den größten kanadischen Pensionsfonds an Bord. Rund 19 Millionen Kanadier zahlen in den Fonds ein bzw. beziehen ihre Pension von ihm. CPPIB verwaltet ein Vermögen im Wert von rund 280 Mrd. kanadischer Dollar (fast 200 Mrd. Euro), er veranlagt etwa in private und öffentliche Unternehmen, Infrastruktur oder Immobilien in aller Welt. Ungefähr ein Fünftel ihres Vermögens haben die Kanadier in Europa investiert.

So hat der Fonds im Vorjahr zum Beispiel 688 Mio. Dollar in die Postal Saving Bank of China (PSBC) gesteckt. Im Vergleich zu ihr wäre die Bawag PSK ein Zwutschkerl: Die PSBC hat rund 400 Mio. Kunden und 40.000 Filialen und ist, gemessen an ihren Assets, die sechstgrößte Bank Chinas. (Renate Graber, 22.10.2016)