In Kroatien hat man durch die Kriege im eigenen Land und in Bosnien-Herzegowina in den 1990er-Jahren sehr viel Erfahrung mit Flüchtlingen gesammelt, sowohl logistisch als auch in der Betreuung. Menschlich zeigte man – wie damals auch in Österreich – große Solidarität. Staaten wie Kroatien haben aber – anders als etwa Österreich – keine starke Migration von Menschen aus anderen Kontinenten und Zivilisationen erlebt. Die Gesellschaft ist sehr homogen. Die Integration von Flüchtlingen kann in solchen Ländern durchaus zu einer positiven Öffnung und einer Erweiterung der Perspektiven führen.

Die Rückschiebung von Flüchtlingen aus Österreich nach Kroatien ist für die Familien sicher mit Ängsten verbunden. Ein Fehler war auch, dass man ihnen nicht von Beginn an klargemacht hat, dass dies passieren kann. Nun wäre es hilfreich, die Menschen zu begleiten, realistische Perspektiven zu entwickeln, keine falschen Hoffnungen zu nähren und mit den Flüchtlingshelfern in Zagreb zu kooperieren. Sicher ist aber: Auch die Kroaten schaffen das.

Es ist zudem sinnlos, einerseits europäische Solidarität bei der Aufteilung der Flüchtlinge zu verlangen und diese andererseits – wenn es dann zu einer Aufteilung im Zuge von Rückschiebungen kommt – zu kritisieren. Kroatien hat Kapazitäten, und der Aufbau eines Asylwesens wird seit Jahren von der EU gefordert. Durch die jetzige Herausforderung wird das System sicherlich besser. (Adelheid Wölfl, 23.10.2016)