Studienleiterin Yujiang Wang mit ihrem Untersuchungsobjekt. Die "grauen Zellen" der Großhirnrinde werden übrigens erst nach dem Tod grau; beim lebenden Gehirn sind sie eher rosa.

Universität Newcastle

Newcastle/Wien – Das Gehirn ist fraglos unser komplexestes Organ. Sein Volumen beträgt im Schnitt zwar gerade einmal 1,13 Liter bei Frauen und 1,27 Liter bei Männern. Doch die Nervenbahnen im Hirn eines Erwachsenen sind etwa 5,8 Millionen Kilometer lang. (Zum Vergleich: Bis zum Mond sind es knapp 400.000 Kilometer.)

Zentral für unsere Denkvorgänge ist die Großhirnrinde, eine rund drei Millimeter dicke Oberflächenschicht, die stark gefaltet ist und die beide Hirnhälften im Schädel ähnlich aussehen lässt wie eine Walnuss in der Schale. Würde man die Großhirnrinde flach auflegen, würde man dafür immerhin drei A4-Blätter benötigen.

Universelles Faltungsgesetz

Doch nach welchen Prinzipien kommen diese Faltungen zustande? Sind sie von Mensch zu Mensch verschieden? Das hat ein Forscherteam um Yujiang Wang an gleich 1000 Gehirnen untersucht und stieß dabei auf eine Art universelles Gesetz, das abgeändert auch für andere Säugetierhirne gilt. Anders formuliert: Menschenhirne sind alle sehr ähnlich gefaltet, die von Frauen etwas weniger stark als die von Männern.

Wang und Kollegen berichten im Fachblatt "PNAS" noch über eine weitere Entdeckung: Die Straffheit der Innenseite der Großhirnrinde nimmt mit dem Alter ab, ganz ähnlich wie die Elastizität unserer Haut. Und diese Schlappheit ist etwa bei Alzheimer-Patienten deutlicher ausgebildet. Die Forscher vermuten daher, dass sich neurodegenerative Erkrankungen an Hirnfaltungen früh erkennen lassen. (tasch, 24.10.2015)