Das Verkehrsmuseum Dresden ist ebenso eine Reise wert wie schon allein die Stadt selbst. So war das erste Rootes-Treffen ein willkommener Grund, einen Hillman aus dem Burgenland auszuführen.

Foto: Verkehrsmuseum Dresden

Egal, ob Sunbeam, Humber oder Hillman, ob Cabrio oder Limousine, ...

Foto: Verkehrsmuseum Dresden

... ob fein restauriert oder original wie der Minx von Peter – die Autos der Rootes-Gruppe begeistern heute noch.

Foto: Verkehrsmuseum Dresden

Als der Hillman in die Werkstatt fuhr, war irgendwie schon klar, dass da was nicht stimmt. Also sowohl am Hillman als auch an der Werkstatt am Rande von Dresden. Unter Abgabe einer weit mehr als seinem Alter angemessenen Portion Motoröl kämpfte sich der Minx in die kleine Halle, zwischen die beiden Säulen der Hebebühne und hörte erst "zu ludeln" auf, als der Motor abgestellt wurde.

Vor wenigen Jahren noch wurden in der Werkstatt von Markus Schulze Trabanten und Moskwitsch gerichtet. Inzwischen hat er sich auf Engländer spezialisiert, mit einem besonderen Faible für die Autos der Rootes-Gruppe, zu der die Marken Hillman, Sunbeam und Humber gehörten. Und so hatte er an dem Wochenende des ersten Rootes-Treffens, welches das Verkehrsmuseum Dresden organisiert hatte, ordentlich viel zu tun. Meist waren es nur Kleinigkeiten, die der Besitzer auch selbst hätte richten können, weil sie zum Oldtimer gehören wie das Tanken und Waschen.

Eine fast reibungslose Anreise

In Peters Fall ist es dann aber doch besonders schade um das Öl, das sein Minx da in Dresden verlor. Er hatte es nämlich erst vor wenigen Tagen einfüllen lassen. Bevor er mit seinem 1962er-Minx im Burgenland, in der Nähe von Eisenstadt, losfuhr, stellte er den Wagen noch einmal in die Werkstatt. Normalerweise bewegt er den Wagen fast täglich auf eher kurzen Wegen. Vor der rund 700 Kilometer langen Reise vom Burgenland nach Dresden gab es eine Wäsche, neue Bremsen und ach ja, frisches Öl. So lief auch bis Dresden alles mehr oder weniger wie geschmiert. Sie wissen schon: Wer eine Reise tut ...

Über Tabor und Prag plante Peter penibelst zwei Etappen nach Dresden. Vorwiegend sollte es über Landstraßen gehen ,und alle naselang war eine Rast an einem besonderen Ort eingeplant. Nur war der Zeitplan für den ersten Tag schon nach einer halben Stunde beim Teufel. Noch bevor der Wagen mit dem "Renault Vegan" Schriftzug am Heck, den 50 PS starken Hillman überholte, musste Peter noch einmal nach Hause zurück. Er hatte in der Aufregung den Großteil seines Gepäcks vergessen.

Erstes Rootes-Treffen

Das war aber schon wieder vergessen, als er zwei Tage später stolz seinen Hillman Minx vor dem Verkehrsmuseum Dresden abstellte. An die zwanzig Autos kamen zum ersten Rootes-Treffen, das Thomas Giesel, Kustos beim Verkehrsmuseum Dresden, ins Leben gerufen hat, darunter ein Jaguar. Aber der hat niemanden gestört.

Giesel kam auf die Idee eines Treffens, nachdem er federführend daran beteiligt war, einen Hillman Minx für das Museum zu erstehen und zu restaurieren. Die an sich kargen Hillmänner waren damals Luxusautos im Osten.

Geschichten erzählen

Bei solchen Treffen arbeitet man natürlich die Historie der einzelnen Fahrzeuge auf. So erzählt Peter eben auch die Geschichte seines Minx, der ein wenig in der Tschechoslowakei unterwegs gewesen war. Der Wagen hatte nur wenige Kilometer drauf, als er ihn 2004 nach Österreich holte.

Ob der Aufregung und Freude passierte es, dass Peter vergaß zu tanken und ihm am Abend, auf dem Weg vom Museum zum Hotel, der Sprit ausging. Damit noch nicht genug, verlor der Hillman etwa ziemlich genau ab dem Moment Öl, in dem der neue Benzinkanister endlich wieder leer war – also nur wenige Stunden vor dem Start der ersten Rootes-Ausfahrt.

Auf die Knie

Gegen sieben Uhr in der Früh öffnete Markus Schulze seine Werkstatt – jene, an der irgendetwas nicht zu stimmen schien – allein für den Minx von Peter. Er fuhr den Wagen auf der Bühne in die Höh und kniete sich darunter. Und da war sie, die Lösung dessen, was eigenartig erschien. Die Decke in seiner Werkstatt ist so nieder, dass Markus von jeher nur auf Knien rutschend arbeiten kann. Binnen Sekunden findet er das Problem. Dort, wo der Öldrucksensor eingeschraubt ist, saftelt es raus. Markus geht raus, legt sich unter eines der Autos, die vor seiner Werkstatt stehen, und nur wenige Minuten später fährt der Minx wieder von der Bühne runter. Dicht und trocken. Der Mechaniker hat einfach eine Schraube, von der er meinte, die müsste passen, aus einem seiner Autos geschraubt und dem Minx spendiert – kostenlos natürlich.

Glashütte

Rechtzeitig zum Start waren Peter und Markus am Start zur Ausfahrt durch Dresden und in die Umgebung. Herrliche Landschaften wechselten mit zuvorkommenden Menschen und herausragender Manufaktur, etwa in Glashütte, oder der traumhaften Architektur der Schlösser ab.

Der Minx von Peter fuhr wie am ersten Tag, die anderen zwanzig Autos auch. Auf der Heimfahrt durfte der Minx über die Autobahn. Klar, es ist ein wenig laut im alten Hillman, und es freut einen gar nicht, 130 zu fahren, aber der Wagen macht auch noch nach fünfzig Jahren eine gute Figur. Und die würde er bei einem zweiten Rootes-Treffen auch noch machen – wenn nicht sogar eine bessere. (Guido Gluschitsch, 9.11.2016)

Nachlese:

Hillman Minx: Für die einen Masse, für die anderen Klasse