Bild nicht mehr verfügbar.

Herbert Blomstedt dirigiert die Bamberger Symphoniker.

Foto: AP

Wien – Sie sind gerade auf großer Tournee, die sie nach Seoul und dann durch Japan führen wird. Das erste von zehn Konzerten absolvierten die Bamberger Symphoniker und ihr Ehrendirigent Herbert Blomstedt aber im Wiener Konzerthaus, als ob sie sich für ihr eng mit Wien verbundenes Programm noch atomsphärische Weihen hätten holen wollen.

Dabei könnte man Schubert und Bruckner mit einem großen philharmonischen Orchesterapparat ohnehin kaum idiomatischer spielen: So groß der Ton und die Klangkultur der Bamberger, so fein ist Blomstedts gestalterische Klinge. Das zeigte sich bei jeder Phrase von Bruckners 7. Symphonie und bei Schuberts Symphonie derselben Nummer ("Die Unvollendete"). Fast volksmusikalisch oder dialektal war der Tonfall bei manchen Melodien Bruckners, präzise und organisch stellte der unglaublich jugendlich wirkende 89-Jährige die Formteile heraus, zeigte ihr allmähliches inneres Fließen ebenso wie die blockhafte Architektur.

Das Orgelartige, also der abrupte Wechsel zwischen gleichsam registrierten Klangräumen, wurde dabei mit den prachtvollen, doch stets sanften, gerundeten Farbtönen des Orchesters abgestimmt.

Auch bei Schubert war das Schroffe, Abgründige stets im ästhetischen Zusammenhang aufgehoben, stand anstelle tiefer Klüfte eher sonore Noblesse. Die Phrasenbildung allerdings war so ausgefeilt und dem Vorbild des Gesungenen abgelauscht, wie man das selbst von den Wiener Orchestern nicht immer hören kann – subtiles Abphrasieren schon beim ersten Einsatz der Celli und Kontrabässe inklusive.

Meisterhaft, wie dann die verschiedenen Schichten schon des ersten Themas in ihren Eigenheiten gezeigt wurden und doch miteinander verschmolzen – und das war den ganzen Abend über so, der mit respektvollem Jubel bedacht wurde.

Im Juli wird der bis dahin 90-jährige Dirigent übrigens gemeinsam mit den Bambergern Bruckners Fünfte in mehreren Sakralräumen dirigieren, darunter auch in Bruckners Wirkungsstätte St. Florian. (Daniel Ender, 27.10.2016)