Die Uhrzeit springt einem bei jedem Blick aufs Smartphone entgegen – die Armbanduhr ist überflüssig geworden.

Foto: Standard

Meine erste Uhr war eine Flik Flak. Kinder der 80er-Jahre erinnern sich bestimmt: buntes Ziffernblatt, Comicfiguren als Zeiger, kinderfestes Gehäuse. In der Volksschule hat es mit Stolz erfüllt, selbst eine Uhr zu tragen. Ein Schritt zur Selbstständigkeit. Als Teenager hat die Uhr weniger angenehme Dinge in Erinnerung gerufen. Etwa dass die Turnstunde zu lange dauert, um sich vor dem Felgaufschwung zu drücken.

Das Handy macht die Uhr nebensächlicher

Heute ist eine Armbanduhr keine Notwendigkeit mehr. Sie wurde vom Handy abgelöst. Dort sind Weltuhr, Wecker, Stoppuhr und Timer in einer App vereint. Wie spät es ist, sieht man bei jedem Blick aufs Smartphone – und das passiert bei Onlinejunkies wie mir alle paar Minuten. Die exakte Uhrzeit wird durch Handys auch nebensächlicher. Wenn man sich zu einem Treffen verspätet, kann man das knapp davor noch mitteilen. Dank mobiler Allgegenwärtigkeit von News und Videoportalen muss man auch nicht mehr rechtzeitig TV oder Radio einschalten.

Fast schon ironisch mutet der Versuch von Apple, Samsung und Co an, der Uhr als Smartwatch zum Revival zu verhelfen, aufgemotzt mit Fitness-Zusatzfunktionen. Die Verkaufszahlen solcher Modelle gingen zuletzt jedoch stark zurück. An Nutzern wie mir beißen sich Hersteller die Zähne aus. Ich brauche keine Armbanduhr mehr. Erst recht keine, die mich zu mehr Bewegung ermahnt – das wäre Felgaufschwung all over again. (Birgit Riegler, 29.10.2016)