Chisinau – In der früheren Sowjetrepublik Moldau ist am Sonntag ein neuer Präsident gewählt geworden. Zum ersten Mal seit 20 Jahren haben die Bürger des 3,5-Millionen-Einwohner-Landes und nicht das Parlament über die Besetzung des Postens entschieden.
Der Urnengang ist zugleich eine wichtige Richtungsentscheidung: Der in den Umfragen führende Kandidat der Sozialisten, Ex-Wirtschaftsminister Igor Dodon, kritisiert die Hinwendung seines Landes zur EU und plädiert für eine strategische Partnerschaft mit Russland.
EU oder Russland
Maia Sandu von der Mitte-Rechts-Opposition setzt hingegen auf die europäische Integration. Die Ex-Erziehungsministerin und frühere Weltbank-Mitarbeiterin lag in den Umfragen auf dem zweiten Platz. Insgesamt bewarben sich neun Kandidaten um das Präsidentenamt. Der Kandidat der Regierungspartei, Marian Lupu, hatte sich am Mittwoch aus dem Rennen zurückgezogen und zur Wahl Sandus aufgerufen.
Moldau ist das ärmste Land Europas. Ähnlich wie die benachbarte Ukraine gilt die kleine Republik als zerrissen zwischen einer engeren Anbindung an die EU und einer Hinwendung zu Russland. Seit Juli 2014 ist die frühere Sowjetrepublik mit der EU durch ein Assoziierungsabkommen verbunden.
Korruptionsaffären
Moldau steckt seit längerem in einer politischen Krise und wird immer wieder von Korruptionsaffären erschüttert. Im vergangenen Jahr demonstrierten tausende Menschen gegen den Verlust von einer Milliarde Dollar (915,58 Millionen Euro), die durch dubiose Transaktionen mehrerer Banken versickert waren. Das Vertrauen in die proeuropäische Regierung hat unter dem Skandal stark gelitten.
Die Präsidentschaftswahl wird nach Angaben der Wahlkommission von mehr als 3.200 einheimischen und 562 internationalen Wahlbeobachtern überprüft. Die fast 2.000 Wahllokale sind bis 21.00 Uhr (Ortszeit; 20.00 Uhr MEZ) geöffnet. Mit ersten Ergebnissen wird am späten Abend gerechnet. (APA, AFP, 30.10.2016)