Die schlaffen Handobjekte sind bis zu 2,20 Meter lang und dienen als Sofakissen.

Foto: Maria Ziegelböck

"Zum Ansabbern sind sie tatsächlich zu schade", räumt Johannes Schweiger ein. Die 50 bis 70 Zentimeter kleinen, organisch gerundeten Zwerge sind vom Holzauge bis unter die Mütze aus Stoffen des dänischen Textilherstellers Kvadrat handgefertigt und mit Holzwolle befüllt. Sie dürften nicht nur Kindern, sondern auch Eltern gefallen – so wie das reformpädagogische Spielzeug der deutschen Designerin Renate Müller, das heute ebenso von stilsicheren Erwachsenen mit Manufactum-Abo geliebt wird.

Johannes Schweiger ist die eine Hälfte des in diesem Jahr gestarteten Projekts Wiener Times. Gemeinsam mit Textildesignerin Susanne Schneider, die in der Vergangenheit für die Künstlergruppe Gelitin gearbeitet hat, designt er jetzt Objekte. Design, Produktion, Stoffrecherche – man mache in ihrem Kleinteam alles gemeinsam, erklärt Schweiger.

Wiederholungstäter

Er ist in mehrfacher Hinsicht Wiederholungstäter. Bis vor rund fünf Jahren produzierte Schweiger mit Geschäftspartnerin Wally Salner für das Wiener Konzeptlabel Fabrics Interseason Mode – sperrige, kopflastige Mode, die sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Mode bewegte und die mehr war als nur heiße Saisonware. Die Kollektionen trugen vielsagende Namen wie "Latte Mama" oder "Hietzing Reform". Und nahmen oft mit leisem Humor den Zeitgeist auf die Schaufel. Mit der Sommerkollektion 2011 trennten sich die Wege des Duos, das zuletzt eine Professur für Mode an der Kunstuniversität Linz in Kooperation mit der Modeschule Hetzendorf innehatte.

Easy Sachen

Mit den dreidimensionalen Objekten gehen es Schweiger und Schneider nun lockerer an. Es handle sich um "easy Sachen, keine Kunstprodukte", die sie neben ihren sonstigen Tätigkeiten und künstlerischen Arbeiten produzierten. Anders als Cosima von Bonins straffe Pilzskulpturen sollen diese textilen Skulpturen nicht im Kunstraum umherstehen, sondern als Kuschelgefährten auf dem Sofa dienen: Die zweite Produktlinie von Wiener Times besteht aus schlaffen Handkissen, zwischen 1,50 und 2,20 Meter lang, mit Fiberballs befüllt und zusammengesetzt aus ausgesuchten Vintage-Stoffen.

"Morris-Stoff und Küchenhandtuchkaro bilden ein gleichwertiges Nebeneinander", erklärt Schweiger. Dass sie bislang alle aus Stoffen gefertigt sind, ist Schweigers und Schneiders Vergangenheit geschuldet. Der textile Charakter sei aber in Zukunft nicht oberste Prämisse, erklärt Schweiger. Und wer weiß, vielleicht ist als Nächstes was aus Holz dran. (maik, RONDO, 16.11.2016)