Kommt nach Wien – Danya Hammouds impulsive Arbeit.


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Wien – Heute gestaltet sich etwas um, das einmal nicht mit abstrakter Technologie zu tun hat, sondern hautnah mit Menschen und ihrem Zusammenleben. An der Idee, wie dieser Herausforderung begegnet werden kann, setzt im Tanzquartier Wien jetzt ab Donnerstag das Festival Out of b/order an. So etwas hat natürlich Tradition im Tanzquartier, das deswegen auch immer wieder attackiert wird.

Denn: Die Beschäftigung mit den Brennpunkten der Zeitgeschichte bringt inhaltliche, aber auch ästhetische Verschiebungen mit sich. Und oft scheint der zum Teil wüst argumentierenden Opposition gegen diese Institution nicht ganz klar zu sein, in welches Fahrwasser sie sich begibt, wenn sie unter anderem Gleichungen wie "Publikum=Wahlvolk" aufstellt.

Wie ist mit derlei Aggressionen gegen Veränderungen umzugehen? Wie sollen in Wien kulturelle Weiterentwicklungen aussehen, wenn man hier nicht einmal mit Diversität im Tanz umgehen kann? Im November finden die Hearings der Bewerber für die neue Intendanz des Tanzquartiers statt. Bis Jahresende wird sich zeigen, ob in dem Haus weiter gleichermaßen getanzt, geforscht und gelernt werden kann.

Bei Out of b/order ist das bisher entwickelte Potenzial zu sehen. Es gibt Tanz und Performance in Nachbarschaft mit Vortrag, Training und Diskussion. Zwischen Theorie und Kunstschaffen stehen keine Grenzzäune. Und so kann etwa der renommierte libanesische Künstler Rabih Mroué, der seine Performance Ode to Joy kurzfristig absagen musste, stattdessen zum Auftakt am Mittwoch drei seiner fabelhaften Lecture-Performances zeigen.

Weiters zu Gast am Eröffnungsabend sind die Soziologin und Kuratorin Gurur Ertem aus Istanbul, die sich mit Horrorszenarien und Körpergrenzen auseinandersetzt, und der israelische Choreograf Arkadi Zaides mit einer künstlerischen Recherche zu Bewegungen an Grenzen. Für Tanzprofis gibt es außerdem ein Training mit der algerisch-französischen Choreografin Nacera Belaza.

Zu den vielen weiteren Gästen des Festivals zählen im ersten Teil vom 3. bis 5. November Claudia Bosse und die Libanesin Danya Hammoud. Im zweiten Teil (17. bis 19. 11.) treten unter anderen die Choreografen Ali Moini und Taoufic Izzediou, die Wiener Philosophin Elisabeth Schäfer und die aus Iran stammende Tänzerin Mitra Ziaee Kia auf. Einen Vor- trag hält STANDARD-Nahostexpertin Gudrun Harrer. (Helmut Ploebst, 1.11.2016)