Der Grüne Harald Walser warnt vor einem martialischen Denkmal. Im Ressort von Minister Doskozil weist man derlei Pläne jedoch zurück.

Foto: Die Grünen/Sieberth

Wien – Der Grüne Harald Walser mobilisiert weiter gegen ein Heeresdenkmal am Heldenplatz, wie von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) für alle im Dienst verstorbenen Soldaten der Zweiten Republik anvisiert: Der Oppositionspolitiker hält dem "Aufrüstungsminister", dessen Ressort offenbar über zu viel Geld verfüge, vor, dass es mit den bisher kolportierten Kosten in der Höhe von 240.000 Euro nicht getan sei. Denn aus dem Protokoll einer Generalstabsbesprechung gehe hervor, dass allein die Projekt- und Wettbewerbsvorbereitung 60.000 Euro verschlinge, 200.000 die Durchführung und 800.000 Euro die Umsetzung.

Dazu stößt sich Walser an den in der Unterlage angeführten internationalen Beispielen, wie die meterhohen Patronenskulpturen im australischen Sydney oder die überdimensionalen Soldatenstatuen im kanadischen Ottawa. Dazu zitiert der Grüne aus der Mitschrift der Generalstabsbesprechung im Oktober, wie das österreichische Modell aussehen möge: "Der militärische Charakter des Denkmals in der konkreten oder abstrakten Ausführung" solle auch "für den nicht kunstaffinen Betrachter die eindeutige Verknüpfung zum Militär schaffen".

Walser stellt Baum gegen martialisches Denkmal auf

Statt eines neuen martialischen Gedenkorts am Heldenplatz fordert Walser nun eine Neugestaltung der Krypta. In Historikerkreisen wird eine Musealisierung des Äußeren Burgtors zwar mit rund fünf Millionen Euro beziffert, doch daran würde sich der Grüne nicht stoßen. Dazu würde Walser am liebsten auch das Denkmal für die verunglückten Exekutivbeamten auflassen – generell tritt er nämlich für eine Erinnerungsstätte für alle im Einsatz für die Republik ums Leben Gekommenen ein. Derzeit gebe es für die Polizisten eine lapidare Tafel, auf der zwar Minister und Sponsoren aufgelistet sind, aber kein einziger verunglückter Beamter. Weil Doskozils Projekt in der vorletzten Ministerratssitzung doch nicht abgesegnet wurde, meint Walser: "Es ist offenkundig, dass diese Peinlichkeit auch anderen Regierungsmitgliedern bewusst war."

Denkmal kommt, aber ohne Patronen

Stefan Hirsch, Sprecher von Minister Doskozil, weist diese Darstellung vehement zurück: In der Regierungssitzung vor dem Nationalfeiertag sei die Zeit knapp gewesen, dazu habe es noch Bedarf an Informationen gegeben, die man nachgereicht habe. Hirsch: "Das Denkmal wird kommen." Im Übrigen habe auch Altbundespräsident Heinz Fischer die Grundidee als "vernünftig" qualifiziert. Zur Gestaltung des Gedenkorts hält man in Doskozils Büro fest, dass es freilich keine riesigen Patronenskulpturen geben werde. Nachsatz: "Das ist parteipolitische Polemik, die ein grüner Politiker hier auf dem Rücken der umgekommenen Soldaten betreibt."

Historiker Rathkolb für Gesamtkonzept

Der Historiker Oliver Rathkolb, einst Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für die Umgestaltung der belasteten historischen Stätten, plädiert dafür, dass sich eine internationale Enquete mit dem gesamten Heldenplatz auseinandersetzt, im Zuge derer auch "ein moderner Heldenbegriff debattiert werden soll". Um Kranzniederlegungen wie am Nationalfeiertag von der Krypta wegzuverlegen, kann er sich sehr wohl ein eigenes Soldatendenkmal vorstellen. Dringend geboten ist aber auch für Rathkolb, das Äußere Burgtor zu "musealisieren" – nicht zuletzt, um die fehlenden Quadratmeter für das kleiner als geplant ausgefallene Haus der Geschichte zu kompensieren. (Nina Weißensteiner, 3.11.2016)