"Frauen werden oft vom eigenen Partner oder Ehemann bedroht", sagt ÖVP-Landesrätin Barbara Schwarz. Für Betroffene sei es vielfach schwierig, ihre Scham zu überwinden.

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St. Pölten – Wegen häuslicher Gewalt hat die niederösterreichische Polizei im Vorjahr 1.348 Wegweisungen und Betretungsverbote verhängt. Davon wurde 118 Mal auch ein erweitertes Betretungsverbot für Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten ausgesprochen, sagte Landespolizeidirektor-Stellvertreter Franz Popp bei einer Pressekonferenz. Die meisten Opfer sind weiblich. Hilfsangebote des Landes sowie ein neuer Folder zu Hilfe bei Gewalt an Frauen wurden präsentiert.

Die Anzahl der Wegweisungen seit 2012 sei etwa gleichbleibend, mit einer leichten Tendenz nach oben, sagte Popp. Die Exekutive zeige "null Toleranz" für Gewalt in der Privatsphäre, betonte der Landespolizeidirektor-Stellvertreter.

Gewalt in den eigenen vier Wänden

2.400 Frauen wenden sich jährlich an die Frauenberatungsstellen in Niederösterreich, sagte deren Sprecherin Elisabeth Cinatl: "Das Gros sind Frauen, die von psychischer Gewalt berichten." Auch sexuelle, körperliche oder finanzielle Gewalt sei Thema in den Beratungen – werde aber kaum von den Opfern selbst angesprochen.

Jede fünfte Österreicherin ab dem 15. Lebensjahr habe Gewalt oder Androhung von Gewalt erlebt, sagte Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP): "Gewalt passiert meistens in den eigenen vier Wänden. Frauen werden oft vom eigenen Partner oder Ehemann bedroht." Für Betroffene sei es vielfach schwierig, ihre Scham zu überwinden. In den Gewaltschutzzentren im Bundesland wurden im Vorjahr mehr als 2.100 Beratungsgespräche geführt. Rund 84 Prozent der KlientInnen waren weiblich, 24 Prozent der Beratungen fanden mit Frauen mit Migrationshintergrund statt.

"Frauen signalisieren, dass sie nicht alleine sind"

Der neue Folder "Hilfe bei Gewalt an Frauen" in elf Sprachen, der auch auf der Website des Landes zur Verfügung steht, soll Unterstützung bieten und über Anlaufstellen informieren. "Wir möchten Frauen signalisieren, dass sie nicht alleine sind", sagte Schwarz im Vorfeld des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. "Wegschauen ist die schlechteste Variante", betonte die Landesrätin.

Neben den zehn Frauenberatungsstellen und vier Gewaltschutzzentren gibt es sechs Frauenhäuser in Niederösterreich. Als erste Anlaufstelle diene auch das kostenlose Frauentelefon des Hilfswerks mit mehr als 1.000 Beratungsgesprächen pro Jahr, so Schwarz.

Das Angebot der Beratungsstellen reicht von Einzel- über Gruppengesprächen bis zu Präventionsworkshops an Schulen. Laut Cinatl nehmen Gewalt in Sozialen Medien, Cybermobbing, Happy Slapping sowie Vorfälle mit K.-o.-Tropfen zu. Außerdem steige die Schwelle, was Mädchen als Gewalt wahrnehmen. (APA, 3.11.2016)