Jeder in seinem Tempo – selbstständiges Arbeiten wird beim E-Learning gefördert.

Foto: Peter Mayr

Musik steht auf dem Stundenplan. Wer das Klassenzimmer der 4B der Wiener Mittelschule (WMS) Loquaiplatz 4 betritt, hört davon aber nichts. Im Gegenteil: Die 28 Schüler sind überraschend ruhig und in ihre Aufgaben vertieft. Mithilfe von iPads werden die Übungen gelöst. "Da ist die Motivation in der Klasse ganz anders", sagt Jennifer Edelhofer, neben Reinhard Pilz Klassenvorständin der 4B.

Die Mittelschule Loquaiplatz 4 ist eine von 94 Schulen, die am Mobile-Learning-Projekt des Bildungsministeriums teilnehmen. Dabei schließen sich jeweils zwei Einsteigerschulen mit einer im E-Learning-Bereich erfahrenen Schule zu einem regionalen Cluster zusammen. 180 Schulen haben sich dafür gemeldet, rund die Hälfte davon wurde von einer Expertenjury des Bildungsministeriums dafür ausgewählt, an dem Projekt teilzunehmen.

Seit Dezember stehen der Schule ein Jahr lang 20 iPads für den Unterricht zur Verfügung. "Für den Lehrer heißt das mehr Vorbereitung zu Hause", gibt Pilz zu. Denn neben der Suche nach geeigneten Videos müssen auch passende Arbeitsblätter erstellt werden. Für bestimmte Themen hat er auch Tutorials erstellt. "Die Begeisterung der Schüler ist gestiegen, und sie sind produktiver", sagt er.

Selbstständiges Arbeiten gefördert

Außerdem können die Schüler in ihrer Geschwindigkeit die Aufgaben lösen, selbstständiges Arbeiten werde gefördert. Den Schülern gefällt's. "Der Unterricht ist viel lustiger geworden", sagt Omar. "Wenn ich meine Aufgaben schnell löse, kann ich nachher am iPad Videos schauen, das motiviert mich", sagt Christian.

Ab Februar ist die WMS Loquaiplatz dann eine Expertenschule, in dieser Funktion hat sie sich bereits mit zwei Einsteigerschulen zu einem Cluster zusammengeschlossen. Insgesamt kommen 20 neue Cluster im Februar dazu. Die Testphase des schulübergreifenden Mobile-Learning-Projekts ist bis 2019 budgetiert, danach werde geprüft, wie es weitergehen kann, sagt Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ).

Vier Bereiche sind für sie dabei besonders wichtig. Zum einen muss die Infrastruktur vorhanden sein, weiters muss es passende Weiterbildungsangebote für Pädagoginnen und Pädagogen geben, dazu qualitätsgeprüfte Lernmaterialien für den E-Learning-Unterricht und einen kritischen Umgang mit den digitalen Werkzeugen.

Für Pilz kommt auch noch eine weitere Funktion dazu: "Durch den Einsatz der iPads lernen die Kinder auch, welche Möglichkeiten ihre Handys neben Telefonieren, Whatsappen und Spielen noch bieten." (Gudrun Ostermann, 3.11.2016)